Es gibt wenig Gutes, das mit der seit zwei Jahren laufenden COVID-19-Pandemie verbunden werden kann. Und doch konnten Innensenator Andy Grote (SPD) und Polizeipräsident Ralf Martin Meyer verkünden, dass es für so einige Kriminelle offenbar auch schlechte Jahre gewesen sind.
Andersherum: Für die Hamburgerinnen und Hamburger ist es in ihrer Stadt so sicher wie seit 1976 nicht mehr. Das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, war seitdem nie geringer. Seit Beginn der Aufzeichnungen vor fünfzig Jahren war die Zahl der Wohnungseinbrüche auch noch nie so niedrig; nur noch 2.204 Taten registrierte die Hamburger Polizei, über 1.200 Fälle weniger als im Vorjahr. Neben der erhöhten Polizeipräsenz und Schwerpunkteinsätze war vor allem auch die erhöhte Heimarbeit ausschlaggebender Faktor. Zudem stellt die Polizei fest, dass mehr als die Hälfte der Täter bereits an gut gesicherten Türen und Fenstern gescheitert sind.
Ebenfalls schlechte Zeiten herrschen für Taschendiebe. Hier sank die Zahl gegenüber dem Vorjahr nochmals um 25 Prozent auf rund 6.500 Fälle. Auch dieser Wert ist der Niedrigste seit der Wiedervereinigung. Zum Vergleich: Der Höchststand lag bei 20.000 im Jahr 2015.
Weniger gut hat sich die Situation für die Radfahrenden entwickelt. Hier bleibt das Zweirad nach dem dramatischen Anstieg von 2019 auf 2020 ein beliebtes Beutestück und ein leichter Zuwachs um 2 Prozent ergab 14.300 Taten im vergangenen Jahr. Die Polizei vermutet, dass neben einer generellen Zunahme dieses gesunden und klimafreundlichen Transportmittels im Verkehr gerade auch dieAngebotsverknappung durch Lieferengpässe und eine erhöhte Nachfrage ausschlaggebend für den Anstieg sind. Daher setzt die Polizei ihre Maßnahmen mit „zielgerichteten operativen Maßnahmen“ fort und klärt über wirksame Fahrradsicherungsmaßnahmen auf.
Neben den Diebstählen sind auch die Raubstraftaten spürbar zurückgegangen, ebenfalls die Gewaltdelikte im öffentlichen Raum. Weniger gut sieht es im bei Gewaltdelikten im privaten Umfeld aus. Hier gab es 2020 einen Anstieg, der bisher nicht wieder gesenkt werden konnte. Auch dabei wird die Pandemie ein mutmaßlich treibender Faktor sein. Ebenfalls eine weitere negativeAuswirkung der verstärkten Präsenz in den heimischen vier Wänden wird der spürbare Anstieg bei sogenannten „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ sein. Dabei haben insbesondere der Besitz und die Verbreitung von verbotener Pornografie einen entscheidenden schlechten Beitrag geleistet. Wirksamkeit entfaltet in der Strafverfolgung aber auch die von der SPD in der Großen Koalition vorangebrachte Verschärfung des Sexualstrafrechts zum Schutz von Kindern und Jugendlichen. Positiv ist ebenfalls zu resümieren, dass die Zahl an Vergewaltigungen, sexuellen Nötigungen und Übergriffe in besonders schweren Fällen sowie Belästigungen deutlich gesunken ist.
Während dieAnzahl der „normalen“ Betrügereien gesunken sind, ist der Betrug im Internet durch „Fakeshops“, die Waren anbieten ohne zu liefern, gestiegen. Ebenfalls gestiegen sind „Schockanrufe“, der bekannte „Enkeltrick“, bei dem vor allem ältere Mitbürger von fiesen Betrügern um ihr Erspartes gebracht werden sollen. Mehr als 800 Taten wurden 2020 in dieser Gruppe registriert.
Der Innensenator freut sich daher, gute Nachrichten verkünden zu können und dankte im Rahmen der Bilanzpressekonferenz den Polizistinnen und Polizisten für ihre Arbeit. Gleichzeitig kündigte er an, dass weiterhin in die personelle Ausstattung, die Ausrüstung sowie IT und Infrastruktur der Polizei investiert werden soll. Ein Ausruhen auf den Erfolgen sieht er folglich nicht als gebotenes Mittel. Gut so. Hamburg ist bei der SPD weiter in sicheren Händen.
Lars Pochnicht
Beitragsbild: Fahrradständer am Bahnhof Berne, Foto: Harm-Dieter Hauto