Für die Veloroute 6 sollte der Berner Heerweg zwischen der Kreuzung in Farmsen und der Straße Neusurenland unter Beibehalt der Vierspurigkeit mit Radfahrstreifen ausgestattet werden. Die Planung hierfür war bereits abgeschlossen. Nun lässt die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende prüfen, ob es auch eine Nummer kleiner geht:
Sie hat ein Ingenieurbüro damit beauftragt, eine Alternativplanung zu erarbeiten, die den Rückbau des Berner Heerwegs auf zwei Fahrspuren beinhaltet. Der durch den Verzicht auf zwei Fahrspuren freiwerdende Platz könnte für die Bepflanzung mit Bäumen genutzt werden, außerdem käme er breiteren Gehwegen und breiteren Radfahrstreifen zugute. Dies erfuhren die SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Lars Pochnicht (Farmsen-Berne) und Ole Thorben Buschhüter (Rahlstedt) aus einer Kleinen Anfrage an den Senat.
Das Verkehrsaufkommen, das aus der Senatsantwort hervorgeht, wirft die Frage auf, ob hier auf eine durchgehende Vierspurigkeit wirklich verzichtet werden oder ob die Straße mit einer gut durchdachten Planung auch mit zwei Spuren und großen Aufweitungen vor den Kreuzungen auskommen kann. Im Rahmen der Alternativplanung muss zunächst diese grundlegende Frage beantwortet und der Nachweis erbracht werden, dass die erforderliche verkehrliche Leistungsfähigkeit der Straße und ihrer Knotenpunkte gegeben ist, mit Blick auf den vorhandenen, aber auch auf den zukünftigen Verkehr, meinen die beiden SPD-Bürgerschaftsabgeordneten.
Außerdem fordern sie, von Anfang an die Bürgerinnen und Bürger in die Planung mit einzubeziehen.Dazu sagt Lars Pochnicht, SPD-Bürgerschaftsabgeordneter aus Farmsen-Berne: „Es ist gut, dass sich der Senat bei der Sanierung und dem Umbau von Straßen Gedanken darüber macht, wie die Lebensqualität vor Ort gesteigert werden kann. Hierzu gehören auch Überlegungen, wie breitere Geh- und Radwege sowie mehr Grün geschaffen werden kann, um die Stadtteile lebenswerter zu machen.
Dabei muss aber auch zukünftig gewährleistet sein, dass der Autoverkehr weiterhin gut abgewickelt werden kann. Lange Staus auf umgebauten Straßen würden andernfalls zu mehr Abgasen und weniger Lebensqualität führen.
Das kann nicht das Ziel einer vernünftigen Verkehrspolitik sein. Insoweit gilt es sicherzustellen, dass die Leistungsfähigkeit des Berner Heerwegs in gleichem Umfang weiterhin gegeben ist und weder Anwohner noch Pendler durch Staus belastet werden. Das muss die Neuplanung garantieren, damit sich alle über breitere Geh- und Radwege sowie mehr Grün freuen können. Wichtig ist zudem auch, bei der Planung eine Beteiligung der Anwohnerinnen und Anwohner sowie der örtlichen Sportvereine sicherzustellen. Eine frühzeitige Beteiligung kann die Planung bereichern, indem die örtliche Sachkenntnis gleich in die Planung miteinfließt.“
Ole Thorben Buschhüter, SPD-Bürgerschaftsabgeordneter aus Rahlstedt, ergänzt: „Der Berner Heerweg stellt eine wichtige Hauptverkehrsstraße dar, auch zur Anbindung der westlichen Teile von Meiendorf und Oldenfelde. Die Straße stellt allerdings auch eine breite Schneise dar und hat eine große trennende Wirkung. Ein Umbau des Berner Heerwegs mit weniger Fahrspuren könnte diese Wunde im Stadtbild wieder heilen. Allerdings muss im Rahmen der Alternativplanung erst einmal der plausible Nachweis erbracht werden, dass die erforderliche verkehrliche Leistungsfähigkeit der Straße und ihrer Knotenpunkte auch mit nur zwei Fahrspuren ausreichend gegeben ist, für den vorhandenen, aber auch für den zukünftigen Verkehr.
Ein Rückbau des Berner Heerwegs, der das verkehrlich Notwendige ignoriert, wäre falsch und abzulehnen. Umgekehrt gilt allerdings auch, dass es falsch wäre, an der Vierspurigkeit der Straße festzuhalten, wenn der Verkehr mit zwei Spuren nachweislich bestens zurechtkäme.“
Hamburg hat sich zum Ziel gesetzt, das 280 Kilometer umfassende Veloroutennetz in dieser Legislaturperiode fertigzustellen. Das Projekt schreitet deutlich voran. 175 Kilometer sind mittlerweile fertiggestellt, 93 Kilometer sind gegenwärtig in Bearbeitung. Dazu gehört auch der Streckenabschnitt W18 Berner Heerweg von Rahlstedter Weg bis Neusurenland der Veloroute 6.
Auf diesem Abschnitt hat im Rahmen des Bündnisses für den Radverkehr das Bezirksamt Wandsbek die Planung übernommen. Seit Beginn der Planung Ende 2017 wurden verschiedene Varianten diskutiert. Zur Förderung des Radverkehrs sollten die 4-spurige Straße um einen Radfahrstreifen erweitert und die Nebenflächen mit ruhendem Verkehr und Gehwegen neu geordnet werden. Diese Vorzugsvariante wurde mit allen Trägern öffentlicher Belange abgestimmt und auch dem bezirklichen Ausschuss für Wirtschaft und Verkehr im März 2019 vorgelegt. Danach ist die Bauausführung vorbereitet und die Ausschreibung Mitte November veröffentlicht worden, im Frühjahr 2021 sollte mit der baulichen Umsetzung der Maßnahme begonnen werden.
Diese Planung wurde jetzt kurzfristig durch die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende gestoppt, die laufende Ausschreibung aufgehoben.
Die Planung soll laut einer Mitteilungsvorlage des Bezirksamts (Bezirk Wandsbek Drs. 21-2460) mit dem Ziel überarbeitet werden, eine Reduzierung der Fahrstreifen vorzusehen. Lediglich in den Knotenpunkten soll es zur Beibehaltung der Leistungsfähigkeit weiter eine 4-Streifigkeit geben. Der Umbau des Berner Heerwegs wird nunmehr für 2022/2023 angestrebt.
Beitragsbild:
Berner Heerweg, (c) 2021 Lars Pochnicht
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