Da die Schulbehörde der nachdrücklichen bezirklichen Forderung nach Wiederöffnung der Schule Lienaustraße nicht folgen wollte, vereinbarten SPD und Grüne in ihrem Koalitionsvertrag für die laufende Legislaturperiode in der Bezirksversammlung Wandsbek, gemeinsam mit der Finanzbehörde eine denkmal-, sport- und klimagerechte Nachnutzung der Liegenschaften zu forcieren, die das Quartier Lienaustraße zu einem neuen, gut angenommenen Mittelpunkt im Stadtteil macht und Berne mit der neuen Situation versöhnt.
Nachdem die Aktivitäten des Vereins KuBiz und der Fux-Genossenschaft rund um die Reaktivierung des denkmalgeschützten Hauptgebäudes in der Lienaustraße 32 als künftiger Sitz der Geschäftsstelle des tus Berne und Stadtteilkulturzentrum inzwischen auch im Stadtteil sichtbar werden, zuletzt mit größeren Aktivitäten um den Tag des Denkmals am 11./12. September, welche die Schule im neuen Licht erstrahlen ließen und auch der auf Wunsch der Bezirksversammlung eingesetzte Entwicklungsbeirat seine Arbeit aufgenommen hat, beginnt die Bezirksversammlung den formalen Planungsprozess um die Bebauung der angrenzenden Flächen, auf denen sich auch das ehemaligen Jugendgruppenheim, das inzwischen nur noch durch die AWO-Kita Sonnenhügel genutzt wird und die nunmehr leerstehenden Pavillongebäude der Schule befinden.
Mitte September befasste sich der Planungsausschuss der Bezirksversammlung erstmals mit der Einleitung des Bebauungsplans Farmsen-Berne 39 „Lienaustraße/Berner Allee“ und der frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung gemäß § 3 Abs. 1 BauGB.
Im Zuge der Umnutzung der geschlossenen Schule soll nun Wohnungsbau auf städtischen Flächen des bisherigen Schulgeländes an der Lienaustraße ermöglicht werden. Auf dieser Fläche (Baufeld 1) sind etwa 69 neue Wohnungen angedacht, für welche Bestandsgebäude abgerissen werden sollen. Miteinbezogen in die Planung werden soll zudem die südwestlich des Schulgeländes ansässige Friedenskirche und die sich auf dem Kirchengrundstück befindliche Kindertageseinrichtung, die durch einen Neubau mit darüber liegendem, ergänzenden Wohnungsbau im Umfang von etwa 16 Wohneinheiten ersetzt werden soll. Gemeinsam soll an diesem Standort eine neue Wohnbebauung mit insgesamt etwa 85 neuen Wohnungen entwickelt werden. Auf dem Baufeld 1 sollen etwa 25 Wohnungen für vordringlich Wohnungssuchende (WA-gebundene Wohnungen), etwa 23 geförderte Wohnungen sowie 21 frei finanzierte Wohnungen realisiert werden. Zudem sollen Angebote für die Altersgruppe der Senioren geschaffen und Baugemeinschaften berücksichtigt werden. Als Projektentwickler wurde die Stadt-entwicklungsgesellschaft Hamburg mbH (steg) durch den LIG beauftragt. Der Wohnungsneubau ist nicht mit dem geltenden Planrecht zu realisieren, wodurch es der Aufstellung eines neuen Bebauungsplanes bedarf. Mit der Aufstellung des Bebauungsplans sollen die planungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden, auf den in Rede stehenden Flächen Wohnnutzung zu ermöglichen.
Das Baufeld 1 soll nach Planrechtschaffung unter Berücksichtigung der städtebaulichen Zielsetzungen über eine Konzeptausschreibung aktiviert und die Realisierung der geplanten Bebauung dahingehend vertraglich abgesichert werden. Das angestrebte Verfahren wird daher als Angebotsbebauungsplan durchgeführt.
Auf dem Grundstück der Schule Lienaustraße befinden sich neben dem bis zu viergeschossigen, denkmalgeschützten Fritz-Schumacher-Gebäude der Schule u.a. noch ein Spielplatz, ein Parkplatz und eine Kindertagesstätte.
Der östlich angrenzende Fußballplatz soll mit verschiedenen Maßnahmen erneuert werden, auch eine Sporthalle soll neuerrichtet werden. Die auf der zu überplanenden Fläche angesiedelten Kindertagesstätten der AWO und der Waldameisen werden verlagert.
Das unmittelbare städtebauliche Umfeld im Nordwesten an der Lienaustraße und im Südosten an der Berner Allee ist durch freistehende eingeschossige Ein- und Zweifamilienhausbebauung geprägt, welche der Gartenstadt Berne zuzuordnen sind. Östlich des Fußballplatzes, an der Straße Kleine Wiese belegen, besteht eine eingeschossige Reihenhausbebauung, während die andere Straßenseite wiederum durch Ein- und Zweifamilienhausbebauung geprägt ist. Nach dem Willen der Wandsbeker Koalition ist die Wohnbebauung, sowie sind die Außenanlagen und Freiflächen so zu gestalten, dass der erhaltenswerte Baumbestand möglichst erhalten wird, Orte der Begegnung für die Nachbarschaft geschaffen werden und die Gemeinschaft des Quartiers gefördert wird. Dabei ist insbesondere auch der Denkmaleigenschaft des umliegenden Gartenstadtensembles der umliegenden Gebäude Rechnung zu tragen.
Die steg hat einen Entwurf eines Bebauungs- und Freiraumkonzepts erarbeitet, das sich im Bereich des Geltungsbereiches des zukünftigen Bebauungsplanes in zwei Baufelder gliedert. Im Bereich der derzeitigen Nebenanlagen der Schule sollen aktuell fünf Baukörper entstehen, wovon sich vier Baukörper um eine mittig gelegene Spielplatzfläche gruppieren und der fünfte Baukörper nordwestlich dieses Ensembles als Solitär angedacht ist. Die fünf geplanten Baukörper sollen insgesamt etwa 69 Wohneinheiten umfassen und mit zwei bis vier Vollgeschossen realisiert werden.
Zur Vermeidung potenzieller Lärmkonflikte zwischen der geplanten Wohnnutzung und dem östlich angrenzenden Sportplatz soll durch noch zu prüfende passive Lärmschutzmaßnahmen sichergestellt werden, dass die vorhandene Sportplatznutzung nicht eingeschränkt wird.
Die Erschließung der Neubauten soll nach der Entwurfsplanung über eine von der Berner Allee abgehende Wendekehre erfolgen, die zwischen den Neubauten und dem Sportplatz liegt. Der ruhende Verkehr soll zukünftig in einer offenen oberirdischen Stellplatzanlage im südlichen Bereich des angrenzenden Sportplatzes untergebracht werden. Hier sind nach derzeitigen Stand der Planung etwa 24 Stellplätze für die zukünftigen Bewohner und 50 Stellplätze für den Sportverein angedacht. Nördlich der Wendekehre sind zudem sechs Besucherstellplätze (davon zwei Behindertenstellplätze) geplant. Begleitend zu den Neubauten sollen die Freianlagen des Grundstückes gestalterisch aufgewertet werden und unter Berücksichtigung von notwendigen Feuerwehrzufahrten und -aufstellflächen neben gemeinschaftlich nutzbaren Freiflächen die erforderlichen Kinderspielflächen aufnehmen.
Auf dem Grundstück der Kirche sollen die bestehenden eingeschossigen Nebenbauten der Kirche und die bestehende Kindertagesstätte durch zwei neue zweigeschossige Gebäude zuzüglich Dachgeschoss ersetzt werden. Die Gebäude sollen im Erdgeschoss miteinander verbunden werden. Sie umschließen die innenliegende Freifläche des Grundstücks, auf die der Außenbereich der Kindertagesstätte angeordnet werden soll, hofartig. Im Erdgeschoss soll weiterhin die Kindertagesstätte angesiedelt sein, während darüber ca. 15 Wohnungen errichtet werden sollen. Die Wohnungen im südlichen Gebäude werden über die Berner Alle erschlossen und die Wohnungen im nördlichen Anbau über die Lienaustraße. Darüber hinaus soll im Zuge der Planung die in Nord-Süd-Richtung entlang der Ostgrenze des Plangebiets verlaufende, öffentliche Wegeverbindung erhalten bleiben und eine gestalterische Aufwertung erfahren.
Marc Buttler
Beitragsbild: Pavillons der ehemaligen Grundschule Lienaustraße im September 2021
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