Farmsen-Berne vor fünfzig Jahren.
Im Januar/Februar 1971 befasst sich der Berner Bote u.a. mit dem 100. Geburtstag von Friedrich Ebert
Im Januar/Februar 1971 befasst sich der Berner Bote u.a. mit dem 100. Geburtstag von Friedrich Ebert
Zitate aus dem Berner Boten vom Januar/Februar 1971 (Teil 2)
Friedrich Ebert (Seiten 5 und 6)
Am 4. Februar 1971 jährt sich zum 100. Male der Geburtstag Friedrich Eberts, des ersten Reichspräsidenten Deutschlands.
Ebert erlernte das Sattlerhandwerk, um sich bald nach den damals üblichen Wanderjahren am politischen und gewerkschaftlichen Kampf gegen die sozialen Ungerechtigkeiten zu beteiligen. In Bremen wurde er Sekretär der Bremer Gewerkschaften und zog 1899 als Abgeordneter der SPD in die Bremer Bürgerschaft und 1912 in den Reichstag ein. 1913 übernahm Friedrich Ebert den Vorsitz der SPD mit der schwierigen Aufgabe, seine Partei während der Jahre des Krieges und der militärischen Niederlage zu vertreten.
Nach dieser leidens- und opferreichen Zeit wurde Ebert von der Nationalversammlung 1919 zum Reichspräsidenten gewählt. Das Kaiserreich hatte abgedankt, die Republik unternahm ihre ersten tastenden Schritte. Der neue Reichs-präsident gelobte, nicht zu vergessen, dass er „ein Sohn des Arbeiterstandes“ sei, der sich aber als Ziel gesetzt hat, „nicht als Vormann einer einzigen Partei, sondern als Beauftragter des ganzen deutschen Volkes“ zu handeln. So führte er, orientiert an Freiheit und Recht als seinen staatspolitischen Leitlinien, das Amt als kluger Vermittler zwischen den politischen Gegensätzen und in überpar-teilicher Neutralität.
Heute schuldet die deutsche Demokratie ihm Dank dafür, dass er nach dem Ers-ten Weltkrieg den mutigen Versuch unternahm, die Grundlage für soziale Gerechtigkeit und demokratische Verantwortung zu schaffen.
Anmerkung der Redaktion:
Friedrich Ebert (1871-1925)
1889 Eintritt in die SPD
1899-1905 Mitglied der Bremer Bürgerschaft
1912-1918 Mitglied des Reichstages
1913-1925 Vorsitzender der SPD
1919-1925 erster Reichspräsident der Weimarer Republik.
Kurz nach seinem Tod 1925 wurde die SPD-nahe und nach ihm benannte Friedrich-Ebert-Stiftung gegründet. Sie wurde ein Teil der sozialdemokratischen Kultur- und Bildungseinrichtungen und besteht bis heute.
Priorität Nr. 1: Schule u. Hochschule (Seiten 6 bis 8 – Auszug -)
Im Rahmen der Haushaltsberatung in der Hamburgischen Bürgerschaft führte Hans- Ulrich Klose, stellv. Landesvorsit-zender der SPD und stellv. Fraktions-vorsitzender, zum Einzelplan 3.1 (Schule) u.a. folgendes aus: Ich will es in einer These zusammenfassen: Prioritäten setzen heißt, einen Teilbereich staatlichen Handelns politisch und finanziell mit besonderer Intensität zu fördern, vor ande-ren, aber ohne zu übersehen, dass es sich um einen Teilbereich handelt.
Umfassender formuliert und bezogen auf den Bereich Bildung, bedeutet dies: Wir sind bereit, mehr Geld für Bildung aus-zugeben. Der Haushalt 1970 hat es be-wiesen und der Haushalt 1971 beweist es erneut. Der Anteil der staatlichen Aus-gaben für den Bereich Bildung steigt weiter überproportional. Für die Bildung insge-samt von 835 auf 979 Mio. DM (über 17 %). Von den im Jahre 1971 neu geschaffenen Stellen (Nettozugang 2227) entfallen 1432 auf den Bereich Bildung, das sind 64 %. Schon die wenigen genannten Zahlen zeigen, dass wir über mehr Geld für die Bildung nicht nur reden – wir handeln auch, und wenn wir reden, dann nur, um eines sehr deutlich zu machen: Mehr Geld für die Bildung heißt weniger Geld für andere Bereiche. Wer diese Folgewirkung, sei es bewußt, sei es unbewußt, übersieht und mehr Geld für fast alle Teilbereiche der Politik fordert, so die Opposition in diesem Hause, der sollte nicht von Prioritäten reden. Er setzt keine. Er trägt lediglich bei zu einer überproportionalen Ausweitung des Gesamthaushaltes, was – von konjunkturpolitischen Erwägungen einmal abgese- hen – letztlich nur möglich ist, wenn die Steuern erhöht werden. Aber genau dazu ist die CDU nicht bereit.
Ich weiß – und jeder in diesem Hause sollte wissen -, dass der Programmpunkt Priorität Bildung nicht unpopulär, aber auch nicht populär ist. Wer die Bürger auf der Straße fragt, was die Stadt, der Staat, vordringlich tun sollte, der wird zunächst wenig von Bildung im allgemeinen und von den Universitäten insbe- sondere hören. Den Bürger auf der Straße interessieren vordringlich und hautnah andere Probleme (Wohnungsbau, Erhaltung der Arbeitsplätze, Gesundheit, Sicherheit). Damit keine Missverständnisse entstehen: Ich sage nicht, dass wir unsere Politik nach Popularitätsgesichtspunkten einrichten sollten. Aber es kann doch kein Zweifel sein, dass wir den Vorrang der Bildungs-politik nicht gegen die öffentliche Mei-nung erhalten und durchsetzen können. Anders formuliert: Wer es mit der Priorität der Bildung übertreibt – Stichwort: Zweite Universität hier und jetzt -, der ist auf dem besten Wege, diese Priorität zu zerstören.
Und noch eine Bemerkung: Das deutsche Bildungswesen, in Hamburg weni-ger als anderswo, befindet sich in einer allgemeinen Mangellage. Das wissen wir, und wir wissen auch, dass es uns nicht gelingen wird, alle Mängel aus-nahmslos und schnell zu beheben.
Das ist schmerzlich für die Betroffenen, die zurückstecken müssen, und es ist wenig populär. Aber es ist realistisch, und eben darin, in unserem Sinn für Realitäten, unterscheiden wir uns von der Opposition in diesem Hause, deren zahlreiche ausgabefreundliche Anträge beinahe alles und jedenfalls jedem etwas versprechen, die aber – soweit sie Mehrausgaben vorsehen – von uns abgelehnt werden, nicht, weil wir es uns als Mehrheitsfraktion besonders leicht ma-chen, sondern weil wir es ernst meinen mit der Priorität Bildung.
Anmerkung der Redaktion:
Hans-Ulrich Klose (Geboren 14. Juni 1937 in Breslau)
1964 Eintritt in die SPD
1970-1983 Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft
1973-1974 Innensenator
1974-1981 Erster Bürgermeister
1983-2013 Mitglied des Deutschen Bundestages für den Wahlkreis Hamburg-Harburg bzw. ab 2002 für den Wahlkreis Hamburg-Bergedorf-Harburg
1994-1998 Vizepräsident des Deutschen Bundestages
Im Blickpunkt (Seite 14)
„Frieden und friedliche Gesinnung zwi-schen benachbarten Völkern sind eine zu ernste, zu lebenswichtige Angele-genheit, als dass man aus Furcht vor Enttäuschungen auch nur einen denkbaren Schritt unterlassen könnte.“
Hans Koschnik, Bundesratspräsident,
Bürgermeister von Bremen, am
13. November 1970 in seiner
Antrittsrede vor dem Bundesrat
*
„Wenn hier von schwacher Bundesregierung geredet wird, dann erlauben Sie mir die Bemerkung, dass eine kleine Mehrheit mehr ist als eine große Minderheit.“
Prof. Dr. Carlo Schmid, SPD-MdB
und Bundestagsvizepräsident, am
4. November 1970 im Bundestag.
*
„Der Kalte Krieg ist nicht abschaffbar, er ist ein Naturzustand. Wir sollten zu Gott beten, dass er nicht zu Ende geht!“
William S. Schlamm, USA-Staats-
bürger und rechtskonservativer
Kolumnist deutscher Blätter, am
29. Oktober 1970 in Neheim-Hüsten.
*
„Macht darf nur wie ein Medikament ge-braucht werden, das in übergroßer Do-sierung als zerstörendes Gift wirkt.“
Bela Biszku, Mitglied des Politbüros
der Kommunistischen Partei Ungarns,
am 25. November 1970 in Budapest.
Dänischer Schulchor in Berne
In diesem Februar begegnen sich zwei Schulchöre: Der Chor der Kragsbjerg-skolen aus Odense in Dänemark und der Oberstufenchor der Schule Berne, zuerst in Odense danach in Berne. Die Schüler wollen dabei ihre Gastgeber in ihrer Lebensumgebung kennenlernen; sie werden miteinander musizieren und auf englisch, dänisch und deutsch singen; sie werden ihre Leistungen zu einem kleinen Konzert steigern; und sie wollen Odense bzw. Hamburg ansehen.
Dazu fährt der Oberstufenchor der Ber-ner Schule vom 4. bis 7. Februar nach Dänemark, vom 18. bis zum 21. Februar kommt der Chor der Kragsbjergskolen mit seinem Leiter Ole Most nach Berne.
Am Freitag, dem 19. Februar, um 19.30 Uhr werden beide Chöre in der Turnhalle der Schule Berne ein Konzert geben. Dabei können Sie europäische Lieder hören, dazu eine kleine Liedkantate um das bekannte Lied „Der Mond ist aufge-gangen“, das Dänemark und Deutsch-land miteinander verbindet, weil der Text in Wandsbek entstanden ist, seine Melodie aber in Dänemark. Beide Chöre werden auch gemeinsam singen. Zu diesem Konzert laden wir Sie herzlich ein.
Die dänischen Schüler werden bei Ber-ner Familien wohnen. Wir hoffen, dass sie sich hier wohlfühlen werden.
Für die Schule ist dieser Choraustausch ein großes Vorhaben, für eine Volks- und Realschule ist er sogar ein seltenes und ganz besonderes Ereignis. Deshalb freu-en wir uns schon sehr darauf und hoffen auf ein gutes Gelingen. Hans Steinfeld
Ende der Zitate aus dem Berner Boten vom Januar/Februar 1971
Heiner Widderich