Farmsen-Berne vor fünfzig Jahren.
Im Januar/Februar 1971 befasst sich der Berner Bote u.a. mit dem Wasserstraßennetz und Frieden.
Im Januar/Februar 1971 befasst sich der Berner Bote u.a. mit dem Wasserstraßennetz und Frieden.
Zitate aus dem Berner Boten vom Januar/Februar 1971
Senator Kern:
Zusammenhängendes Wasserstraßennetz erforderlich (Seiten 8 und 9)
Senator Kern begrüßte das Präsidium und den Verwaltungsrat des Zentralvereins für deutsche Binnenschifffahrt, der seine Jah-reshauptversammlung in Hamburg ab-hielt, im Rathaus. In den Mittelpunkt seiner Ansprache stellte der Senator den Anschluss Hamburgs an die mitteleuropäischen Wasserstraßen. Er gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass der für Hamburg so wichtige Elbe-Seitenkanal planmäßig im Jahre 1975 fertiggestellt sein werde. Wörtlich fuhr der Senator fort:
„Mit der Verwirklichung des Elbe-Seitenkanals werden aber leider nicht alle Wünsche Hamburgs bezüglich seiner Wasserwege ins Hinterland erfüllt. Damit die ganze Leistungsfähigkeit des Elbe-Seitenkanals genutzt werden kann, ist vielmehr der rechtzeitige Ausbau der weiterführenden Wasserstraßen erforderlich, insbesondere natürlich die zügige Fortsetzung der Ausbauarbeiten am Mittellandkanal; sodann aber auch die Herstellung einer zweiten Schleuse in Geesthacht und der Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanals.
Aber auch der Ausbau der mittleren Elbe bis zur CSSR-Grenze sowie der darüber hinausführenden Wasserwege sollte verstärkt betrieben werden. Alle diese Maß-nahmen sind notwendig, um ein zusammenhängendes Wasserstraßennetz zu schaffen, das den Seehäfen leistungsfähige Hinterlandverbindungen zur Verfügung stellt und die wichtigsten Zentren der Industrie und des Konsums untereinander und mit den Seehäfen verbindet.
Bei meinem letzten Besuch in der Tschechoslowakei war es daher sehr interessant für mich zu erfahren, dass das dortige Verkehrsministerium Pläne für einen Elbe-Donau-Kanal ausgearbeitet hat, die noch Ende dieses oder Anfang des nächsten Jahres der Regierung vorgelegt werden. Die Realisierung dieses Projektes wäre für Hamburg, nach Fertigstellung des Elbe-Seitenkanals, von sehr großem Nutzen. Denn damit wäre die Hansestadt an ein Binnenschifffahrtsverkehrsnetz ange-schlossen, das von der Ost- und Nordsee bis zum Schwarzen Meer reicht. Es versteht sich von selbst, dass die CSSR niemals allein die Finanzkraft wird auf-bringen können, ein so gewaltiges Projekt aus eigener Tasche zu bezahlen. Daher werden auch die Anliegerstaaten mit zur Kasse treten müssen.
Und ich halte es für sehr wohl denkbar, dass auch die Bundesrepublik sich am Bau dieser bedeutenden Verkehrsader finan-ziell beteiligen wird.“
Anmerkung der Redaktion:
Helmuth Kern (1926-2016) SPD-Politiker
1957-1982 Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft
1966-1976 Senator für Wirtschaft und Verkehr
Besondere Verdienste als Wirtschaftssenator: Ausbau des Hamburger Hafens, Bau der Köhlbrandbrücke und des Neuen Elbtunnels sowie die Organisation des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV).
Elbe-Seitenkanal
*Erbaut von 1968-1976 als Anbindung der norddeutschen Häfen, insbesondere des Hamburg Hafens an das Binnenwasser-straßennetz. Er hat eine Länge von 115 km und führt von der Elbe bei Lauenburg durch die Lüneburger Heide bis zum Mittelland-kanal bei Wolfsburg.
*Erbaut von 1968-1976 als Anbindung der norddeutschen Häfen, insbesondere des Hamburg Hafens an das Binnenwasser-straßennetz. Er hat eine Länge von 115 km und führt von der Elbe bei Lauenburg durch die Lüneburger Heide bis zum Mittelland-kanal bei Wolfsburg.
Hohe Auszeichnung für Wilhelm Walter (Seite 9)
Der Bundespräsident hat dem langjährigen Vorsitzenden des Landesbezirks Nordmark des Deutschen Gewerkschaftbundes und unserem Berner Mitbürger (wohnhaft Am Berner Wald), Wilhelm Walter, das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Bürgermeister Prof. Dr. Herbert Weichmann händigte die Auszeichnung am Freitag, 1. Januar, im Rathaus aus.
Wilhelm Walter hat sich als Gewerk-schafter und durch ehrenamtliche Tätigkeit vor allem in den Selbstverwaltungen der Versicherungsträger große Verdienste auf wirtschaftlich-sozialem Gebiet erworben. Er war in den Jahren 1956-1969 Vorsitzender des Landesbezirks Nord-mark des DGB und daneben unter anderem viele Jahre Vorsitzender des Verwaltungsausschusses des Landesar-beitsamtes Schleswig-Holstein/Hamburg. Heute noch ist er Vorstandsvorsitzender der Landesversicherungsanstalt Schles-wig-Holstein.
Der Bundestagsabgeordnete Ihres Wahlkreises, Alfons Pawelczyk, wird regelmäßig zu politischen Fragen Stellung nehmen. Sein heutiges Thema:
Frieden (Seiten 3 und 4 – Auszug –)
Wir alle sehnen einen stabilen Frieden herbei. Der Politiker versteht unter Frieden vor allem den Gewaltverzicht bei der Verfolgung außenpolitischer Ziele.
Die entsetzlichen Handlungen, die von Deutschen an Menschen aus Polen und anderen Ostblockstaaten im zweiten Weltkrieg begangen wurden, aber auch die unmenschlichen Reaktionen dieser gegen genauso unschuldige Deutsche aus Ostpreußen, Schlesien und Pommern lasten auf den Völkern. 25 Jahre nach dem Ende dieser düsteren Phase europäischer Geschichte müssen besonders wir Deutsche, die das Leid ausgelöst haben, politische Anstrengungen unternehmen, um den lähmenden Zustand zu überwinden. Nur die Einleitung eines Entspannungsprozesses kann die Lage entkrampfen. Wir müssen mit einem Stück Vergangenheit fertig werden.
Die Bundesregierung trägt durch ihre Ostpolitik zu dieser Entspannung bei. Der Beitrag muss vor allem in dem entschlossenen Bemühen bestehen, das Verhältnis zwischen dem deutschen Volk und den osteuropäischen Völkern zu normalisieren. Wir müssen den Polen das Bewusstsein geben, dass sie in den Oder-Neiße-Gebieten zuhause sind. Die Polen müssen die Zusammenführung von deut-schen Familien zulassen. Reisen Deut-scher nach Pommern, Ostpreußen und Schlesien gestatten und denjenigen Deutschen, die nach dem Kriege die polnische Staatsangehörigkeit annahmen, erlauben, ihre Entscheidung zu korrigieren.
Das Selbstbestimmungsrecht für den einzelnen Menschen muss verbessert werden. Das Schlechte darf nicht zum Nachteil des Besseren bestehen bleiben, weil das Beste nicht erreichbar ist.
Frieden heißt auch Frieden machen zwischen den Menschen.
Anmerkung der Redaktion:
Alfons Pawelczyk (Jahrgang 1933)
1961 Eintritt in die SPD
1969-1980 Mitglied des Deutschen Bundestages für den Wahlkreis Wandsbek.
Dort tätig im Verteidigungs- und Auswärtigen Ausschuss.
1980-1984 und 1986/87
Innensenator in Hamburg
1982-1991 Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft
Mitglied des Sicherheitsausschusses beim SPD Parteivorstand. Er war Abrüstungs- u. Verteidigungs-Experte der SPD.
Im Blickpunkt (Seite 14)
„Es ist falsch und unchristlich, die Politik als ein schmutziges Geschäft abwerten zu wollen. Politik ist ein Teil der Moral. Sie bildet den gesamten ethischen Hinter-grund des zivilisierten Lebens.“
John Camel Heenan, Erzbischof von Westminster/England am 2. Dezember 1970 in London
*
„Wir müssen begreifen, dass die Spaltung des Landes mit allen heutigen Bedrängnissen das Ergebnis der nationalistischen Überheblichkeit ist. Dann kann heute kein guter Deutscher ein Nationalist sein; und ein nationalbewußter Deutscher kann heu-te nur Europäer sein.“
Dr. Dr. Gustav Heinemann, Bundespräsident, am 1. Dezember 1970 in SPD-Zeitungen.
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„Der Aufbau West-Europas, die Sorge um die gemeinsame Sicherheit und die Solidarität der atlantischen Partner sind für uns die Grundlage, von der aus wir und unsere Verbündeten uns bemühen, mit dem Osten unseres Kontinents zu einem friedlichen und geregelten Zusammenleben zu gelangen.“
Willy Brandt, Bundeskanzler und SPD- Vorsitzender, am 24. November 1970 in Rom.
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„Das Europa der Zukunft wird ein Europa der Stabilität sein oder es wird nicht existenzfähig sein. Ein währungspolitisch krankes Europa könnte kein kraftvolles und einiges Europa sein.“
Prof. Karl Schiller, Bundeswirtschaftsminister, am 18. November 1970 vor dem Europäischen Parlament.
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„Die werden uns noch kennenlernen! Wenn die Verflachung der Politik beginnt, kommt aus den bayerischen Bergen die Rettung.“
Franz Josef Strauß, MdB,
CSU-Vorsitzender, auf einer
CSU-Wahlkundgebung in Gilching
bei München.
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„Franz Josef Strauß ist deshalb zu einer öffentlichen Gefahr geworden, weil er durch Aufruf zur nationalen Sammelbewegung die Aggression gegen Anders-denkende aufpeitscht. Demokratische Wahlen sind in weiten Teilen Bayerns nicht mehr gewährleistet. Die CSU, gestützt auf regionale Pressemonopole und Informa-tionsnotstand, stellt in diesen Gebieten den Anspruch einer Staatspartei.“
Günter Grass, Schriftsteller, am 10. November 1970 in München.
Ende der Zitate aus dem Berner Boten vom Januar/Februar 1971
Heiner Widderich
2 thoughts on “Das stand im Berner Boten vor 50 Jahren (Jan. 1971)”
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