Im Februar 1970 befasst sich der Berner Bote (inkl. einer Sonderausgabe) u.a mit den Wahlen zur Hamburgischen Bürgerschaft und der Einweihung des Kindertagesheims Schloss Berne.
Zitate aus dem Berner Boten vom März 1970 und der Sonderausgabe zur Bürgerschaftswahl am 22. März 1970
Berner Bote März 1970
Kindertagesheim Schloss Berne eingeweiht (Seiten 1 u. 2, Auszug)
Wie bereits in unserer Februar-Ausgabe gemeldet, wurde das Kindertagesheim im Schloss Berne am 15. Januar 1970 offiziell von der Jugendsenatorin, Frau Irma Keilhack, eingeweiht, obwohl die Bauübergabe bereits am 30. April 1969 erfolgte und das Heim bereits seit September 1969 voll ausgelastet arbeitet. Dieser späte Zeitpunkt der Einweihung wird bei allen Heimen deshalb gewählt, damit sich die pädagogische Leitung und die Kinder bereits eingewöhnt haben und dem Besucher ein lebendiges Bild eines voll funktionsfähigen Kindertagesheimes gezeigt werden kann
Mit einem Kostenaufwand von ca. 250 000 DM ist das Schloss, das zuvor als Ledigen-Wohnheim diente, in drei Bauabschnitten in den Jahren 1967-1969 zu einem zweckmäßig eingerichteten Kindertagesheim umgebaut worden. Fanden in der Baracke im Park bisher nur 75 Kinder Platz, so konnte die Zahl der Plätze im Schloss auf 147 gesteigert werden, so dass jetzt im Raum Berne mit seinen rund 10 000 Einwohnern zusammen mit den 40 Halbtagsplätzen im Kindergarten der Arbeiterwohlfahrt im Jugendheim Berner Allee 66 fast 200 Plätze zur Verfügung stehen. So konnte auch in unserem Gebiet -wie überall in Hamburg in den letzten Jahren- auf Initiative und mit Unterstützung unserer sozialdemokratischen Landesregierung das Angebot an Plätzen in Kindertagesheimen und Kindergärten zum Wohle unserer Kinder vervielfacht werden.
435 000 DM Folgekosten jährlich entstehen dem Hamburger Staat allein bei diesem einen Kindertagesheim. Ich meine aber, dieses Geld ist – wie bei so vielen anderen kommunalen Einrichtungen in Hamburg – auch hier richtig angelegt; und ich glaube, alle Berner freuen sich, dass das Schloss in seiner idealen Lage weiterhin einem guten Zweck dient. H.W.
Anmerkung der Redaktion:
Im Mai 1999 zog das Kindertagesheim vom Schloss Berne in ein neues Gebäude im Heuortsland 1 um. Bis am 1. Oktober 2001 die Wohnungsgenossenschaft Gartenstadt Hamburg eG das Schloss übernahm, stand es leer und verwahrloste zusehends. Die Gartenstadt Hamburg brachte ihre Geschäftsstelle im Schloss unter und musste in den nächsten Jahren aufwendige Instandsetzungsarbeiten vornehmen. Im Erdgeschoss stehen der Rittersaal und zwei angrenzende Räume der Öffentlichkeit zur Verfügung, für private Feiern, für öffentliche Veranstaltungen sowie für die Angebote des Kulturkreises Berner Schloss e.V.
Irma Keilhack (1908-2001)
Sie war von 1949-1962 Bundestagsabgeordnete der SPD des Wahlkreises Hamburg-Wandsbek und von 1966-1974 Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft .
Außerdem gehörte sie von 1961-1970 dem Hamburger Senat als Präses der Jugendbehörde an.
Wohnhaft war Irma Keilhack in der Siedlung Berne, in der St. Jürgenstraße.
Hamburgs Zukunft sichern (Seiten 5-7, Auszug)
Oswald Paulig, Vorsitzender der SPD-Bürgerschaftsfraktion
Am 22. März entscheiden die Wähler, wer in den kommenden vier Jahren in Hamburg regieren soll.
Das neue Programm, mit dem wir vor den Wähler treten, beruht auf einer soliden Finanzierung. Wir versprechen nichts, was wir nicht einhalten können, denn wer allen alles verspricht, handelt unverantwortlich.
Das sind die wichtigsten Punkte des sozialdemokratischen Regierungsprogramms für die Jahre 1970-1974:
Die Leistungsfähigkeit und Effektivität der Hamburger Wirtschaft wird durch eine systematische Industrialisierungspolitik weiter gefördert. Eine wachsende Wirtschaft ist die beste Garantie für sichere und gut bezahlte Arbeitsplätze. Hamburg muss der Raum mit dem höchsten Einkommen pro Kopf der Bevölkerung in der Bundesrepublik bleiben. Ausbau unseres Hafens, Bau des Großflughafens in Kaltenkirchen, Errichtung des Kongresszentrums. Fortsetzung der Arbeiten am Nord-Südkanal und Fertigstellung des Elbtunnels mit der westlichen Umgehung.
An der Spitze unserer Zukunftsaufgaben stehen der Ausbau und die Reform der Bildungseinrichtungen in unserer Stadt. Jeder muss zukünftig noch mehr als bisher die Ausbildung erhalten können, die seinen Fähigkeiten entspricht. Die Zahl der Klassenräume und Lehrer soll noch stärker als in den vergangenen vier Jahren vermehrt werden. Wir werden den differenzierten Unterricht fortsetzen, weitere Gesamtschulen einrichten, Versuche mit Vorschulklassen durchführen und den Ausbau der Hochschulen zu einer Gesamthochschule Hamburg vollziehen.
Neben der Weiterführung des sozialen Wohnungsbaues werden wir dem Städtebau neue Akzente geben. Neue Wohnsiedlungen wollen wir in Steilshoop, Mümmmelmannsberg, Hummelsbüttel, Kirchdorf und Poppenbüttel bauen.
Wir werden neue Sportanlagen in verschiedenen Stadtgebieten schaffen und eine Reihe weiterer Schwimmhallen in den Bezirken fertigstellen. Der Serienturnhallenbau wird fortgesetzt. Das Volksparkstadion wird ausgebaut, denn Hamburg wird einer der Schauplätze der Fußballweltmeisterschaft 1974 sein.
Dieser Beitrag kann aufgrund seines Umfangs nur einige wichtige Aspekte des sozialdemokratischen Regierungsprogramms aufzeigen.
Am 22. März hat nun der Wähler das Wort, um darüber zu entscheiden, ob Bürgermeister Weichmann mit seiner Mannschaft die bisherige erfolgreiche Politik fortführen kann.
Anmerkung der Redaktion:
Oswald Paulig (1922-2006)
1945 Eintritt in die SPD
1965-70 Vorsitzender der SPD Bürgerschaftsfraktion
1970-80 Landesvorsitzender der SPD Hamburg
Berner Bote Sonderausgabe zur Bürgerschaftswahl am 22. März 1970
Seite 1
Liebe Mitbürger,
Sie sind aufgerufen, am 22. März 1970 an die Wahlurnen zu gehen. Wir bitten Sie, Ihr Bürgerrecht auszuüben und auch Ihrer Verantwortung für die Gesellschaft zu entsprechen, indem Sie Ihr Wahlrecht wahrnehmen. Sie stimmen an diesem Tag darüber ab, ob Senat und Bürgerschaft in den vergangenen vier Jahren eine gute Arbeit für Hamburg geleistet haben, welche die Lebenskraft dieser Stadt verbürgt und das Leben in ihr lebenswert macht. Sie werden damit entscheiden, wer in den kommenden vier Jahren Hamburgs Zukunft verantwortlich gestalten soll. Vor einer solchen Entscheidung ist es gut, den Blick auf das Geleistete zu richten und zugleich kritisch zu prüfen, ob das, was von den Parteien gefordert und versprochen wird, auch realisierbar ist.
Wir Sozialdemokraten haben bewiesen, dass wir nüchtern wägend, aber auch hanseatisch wagend bereit sind, die ständig wachsenden Probleme der Zeit anzugehen und dem Neuen aufgeschlossen zu begegnen.
Wir haben große Erfolge erzielt, die weit über Hamburg hinaus Anerkennung fanden. Wir haben aber auch offen gesagt, dass es noch harter Arbeit und klarer Rangvorstellungen bedarf, um in der Fülle der Ansprüche eine verständige Auswahl zu treffen und die drängenden Probleme, vor allem im Bildungsbereich, einer Lösung näherzubringen.
Wir haben ein redliches Programm vorgelegt, das in die Zukunft weist, aber auch keine Versprechen enthält, die nicht erfüllt werden können. Mit diesem Programm treten wir vor die Wähler. Wir sind sicher, dass die Hamburger die Zukunft ihrer Stadt in die rechten Hände legen und so helfen werden, unser aller Zukunft zu sichern.
Prof. Dr. Herbert Weichmann
Erster Bürgermeisteder der
Freien und Hansestadt Hamburg
Seite 2 (Nur Stichwörter zum Inhalt)
gesagt-getan
Auszug aus der Leistungsbilanz der sozialdemokratischen Regierungspolitik für Hamburg in den Jahren von 1966-1970.
Seite 3 (Nur Stichwörter zum Inhalt)
Senatorin Irma Keilhack
Präses der Jugendbehörde
Hamburg-Berne, St.-Jürgen-Straße 32
Artikel über Berne mit der Überschrift: Meine lieben Berner!
Seiten 4 u. 5 (Nur Stichwörter zum Inhalt)
Artikel des Fraktionsvorsitzenden der SPD in der Hamburgischen Bürgerschaft mit dem Titel: Hamburgs Zukunft in die besten Hände.
Außerdem die Liste der SPD-Kandidaten zur Hamburgischen Bürgerschaft.
Seite 6 (Nur Stichwörter zum Inhalt)
Da am 22. März 1970 auch die Wahlen zu den Bezirksversammlungen durchgeführt wurden, werden hier die SPD-Kandidaten zur Wandsbeker Bezirksversammlung aus Farmsen-Berne vorgestellt: Günther Meier (Berne), Walter Krug (Berne), Harro Matthiesen (Farmsen) und Heinz Bode Farmsen. Außerdem die Liste der SPD-Kandidaten zur Bezirksversammlung Wandsbek.
Seite 7 (Nur Stichwörter zum Inhalt)
Vorstellung der beiden SPD-Kandidaten aus Farmsen-Berne zur Hamburgischen Bürgerschaft: Heiner Widderich (Berne) und Günther Hagemann (Farmsen).
Seite 8 (Nur Stichwörter zum Inhalt)
Eine Stadt steht hinter ihm. Foto von Bürgermeister Prof. Dr. Herbert Weichmann und der Slogan „SPD Hamburgs Zukunft sichern“.
Anmerkung der Redaktion:
Prof. Dr. Herbert Weichmann (1896-1983)
Nach dem Kapp-Putsch 1921 entschloss er sich zum Eintritt in die SPD.
1927 ging er nach Berlin und wurde dort persönlicher Referent des preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun.
1933 floh er mit seiner Ehefrau Elsbeth nach Paris und 1940 über Spanien und Portugal in die Vereinigten Staaten von Amerika.
1948 folgte er einem Ruf des damaligen Ersten Bürgermeisters Max Brauer und wurde Präsident des Hamburger Rechnungshofes.
1957-1964 Finanzsenator
1965-1971 Erster Bürgermeister in Hamburg. Damit war er der erste und bislang einzige Regierungschef jüdischer Herkunft nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland.
Ende der Zitate aus dem Berner Boten vom März 1970 und der Sonderausgabe zur Bürgerschaftswahl am 22. März 1970
Heiner Widderich