Farmsen-Berne vor fünfzig Jahren.
Im Dezember 1969 befasst sich der Berner Bote u.a. mit dem Jahr 1969 aus Sicht der Sozialdemokratie.
Zitate aus dem Berner Boten von Dezember 1969
Liebe Mitbürger! (Aufmacher Seite 1)
Das Jahr 1969 war ein großes Jahr für die Sozialdemokratie in Deutschland. Am 5. März 1969 wurde der damalige Bundesjustizminister Dr. Gustav Heinemann zum Bundespräsidenten gewählt. Nach Friedrich Ebert (Reichspräsident von 1919- 1925) bekleidete erstmals nach 44 Jahren wieder ein Sozialdemokrat das höchste Amt in Deutschland.
Die Erfolge der Sozialdemokratie setzten sich bei den Bundestagswahlen am 28. September 1969 fort. Als einzige Partei konnte die SPD die Anzahl ihrer Abgeordnetensitze erhöhen. Trotz der schweren Verluste, die die FDP bei den Bundestagswahlen hinnehmen musste, erreichten SPD und FDP zusammen einen Vorsprung von 12 Sitzen gegenüber den C-Parteien. Damit war die Bildung einer kleinen Koalition aus SPD und FDP gesichert.
In der spannendsten Abstimmung seit 1949 wurde der Vorsitzende der SPD und derzeitige Außenminister, Willy Brandt, am 21. Oktober 1969 zum neuen Bundeskanzler gewählt. Schon 7 Tage später gab Willy Brandt seine Regierungserklärung vor dem Deutschen Bundestag ab, und die neue Regierung ging mit Elan an die Lösung der vielfältigen Probleme.
Die Kriegsopferrenten werden zum 1. Januar 1970 um etwa 20 Prozent erhöht. Der Krankenkassenbeitrag der Rentner von 2 Prozent fällt zum gleichen Zeitpunkt fort. Der Arbeitnehmerfreibetrag (240.- DM) wird ebenso wie der steuerfreie Betrag zur Vermögensbildung (312.- DM) verdoppelt. Die Wehrpflichtigen erhielten 70.- DM und der Öffentliche Dienst 300.- DM Überbrückungszahlung. Die Ergänzungsabgabe zur Einkommensteuer wird stufenweise bis 1971 abgebaut.
Der Atomwaffensperrvertrag wird unterzeichnet und eine Ostpolitik fortgesetzt, die den Frieden in Europa sichert. Und schließlich erhalten Bildung und Wissenschaft den Vorrang, der ihnen in einer modernen Industriegesellschaft zukommt. Für das kommende Weihnachtsfest und für 1970 wünsche ich Ihnen alles Gute.
Ihr Heiner Widderich
Anmerkung der Redaktion:
Willy Brandt (1913-1992)
Seit 1930 Mitglied der SPD
1964-1987 SPD-Parteivorsitzender
1957-1966 Regierender Bürgermeister von Berlin
1966-1969 Bundesaußenminister und Vizekanzler im Kabinett Kiesinger 1969-1974 Bundeskanzler
1971 Unterzeichnung der Ostverträge mit Moskau und Warschau
1971 erhielt Willy Brandt für seine neue Ostpolitik den Friedensnobelpreis
Gustav Heinemann (1899-1976)
Seit 1957 Mitglied der SPD
1966-1969 Bundesminister der Justiz
1969-1974 dritter Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland
Ergebnis der Bundestagswahl vom 28. September 1969
Die SPD gewann 22 Mandate hinzu und ist jetzt mit 224 Abgeordneten im Deutschen Bundestag vertreten. Die CDU/ CSU verlor 3, die FDP 19 Sitze. Die CDU/ CSU zieht mit 242, die FDP nur noch mit 30 Abgeordneten in das Parlament ein.
Weihnacht (Seite 5)
Und so wird es wieder sein:
Auf dem Teller unterm Baum,
in dem warmen Kerzenschein,
Dinge aus dem Kindertraum.
Schöne Äpfel, rund und prall,
Feigen, Nüsse, Printenmann,
golden ein Orangenball
und ein Schwein aus Marzipan.
Neue Strümpfe, Wäsche, Schuhe,
Kinderzeug fährt seinen Kreis
und viel mehr noch birgt die Truhe.
Draußen sind die Fluren weiß.
Und wir ahnen eine Heimat
ohne Not und ohne Fährde,
Heim ist sie und Friedensstatt
allen Kindern dieser Erde.
Hans Dohrenbusch
Gemeinschaftsveranstaltung der Berner Vereine (Seite 25 – Auszug -)
Der Kulturring Berne e.V. kann in diesem Jahr auf ein zehnjähriges Bestehen zurückblicken. Darauf wies der Vorsitzende des Kulturrings, Hans Widderich, zu Beginn der Gemeinschaftsveranstaltung der Berner Vereine am 16. Oktober 1969 hin.
An dieser schon zur Tradition gewordenen Veranstaltung im Volkshaus waren der FTSV, der Volkschor und die Spielschar beteiligt. Vor ausverkauftem Haus lief ein Programm ab, das mit herzlichem Beifall aufgenommen wurde.
Der FTSV hatte, wie in den Jahren vorher, Gymnastik und Volkstänze zu einem Abschnitt zusammengefaßt. Der Spielmannszug eröffnete das Programm mit beliebten Melodien. Schwungvolle Gymnastik wurde vorgeführt von Kindern und Erwachsenen, mit oder ohne Gerät, einzeln oder in Gruppen. Frau Verdiek hatte die Übungen mit viel Sorgfalt einstudiert. Die Volkstanzgruppe zeigte zunächst zwei alte und danach moderne Tänze.
Den zweiten Teil der Programmfolge bestritt der Volkschor Berne, verstärkt durch die Chorgemeinschaft Schiller-Tafel, Eppendorfer Sängerbund. Die Leitung hatte Herr Bargfeld. Dargeboten wurden elf plattdeutsche Sätze von bekannten niederdeutschen Dichtern wie Otto Tenne, Friedrich Zigg u.a. Die Zuhörer waren besonders erfreut, weil nur plattdeutsche Lieder vorgetragen wurden.
Die Spielschar führte „En lütt lustig Törn“ von Hein Burmeister mit dem Titel „Dat Testament“ auf. Darsteller waren Günther Wesselhöft, Inge Kummernuß, Albert Steinkühler und Helga Hallemann. Das Stück war für viele der Höhepunkt des Abends.
Ein Abend dieser Art sollte in dem Veranstaltungskalender des Kulturring Berne, der für die Theatersaison 10 Vorstellungen des Altonaer Theaters und der Berner Spielschar vorsieht, seinen festen Platz behalten. Da ausschließlich Laien die Gestaltung vornehmen, kann man nur auffordern: Macht weiter so, ihr Berner Vereine.
Günther Meier
Anmerkung der Redaktion:
Der Kulturring Berne e.V. wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg als Kulturkreis Berne von der SPD Berne gegründet und brachte Jahr für Jahr mehrere Veranstaltungen auf die Bühne des Volkshauses Berne. Schwerpunkt war dabei neben der niederdeutschen Spielschar Berne über Jahrzehnte das Altonaer Theater, das regelmäßig mit 6 Abonnement-Veranstaltungen im Volkshaus gastierte.
Der Autor Günther Meier war viele Jahre Bezirksabgeordneter in Wandsbek für die SPD und langjähriger Vorsitzender des FTSV Berne, der heute tus BERNE heißt.
Ende der Zitate aus dem Berner Boten vom Dezember 1969
Heiner Widderich
Heiner Widderich