Zitate aus dem Berner Boten vom März 1968
Aus der Talsohle sind wir raus!(Auszug Seite 1)
Ein Wort, das wir seit Gründung der Großen Koalition in unser politisches Vokabular aufgenommen haben, können wir wieder streichen. Es wird nicht mehr gebraucht. Das Wort „Talsohle“ nämlich, denn aus der Talsohle sind wir raus!
Die Deutsche Bundesbank hat es geradezu jubelnd in ihrem letzten Monatsbericht vermerkt, dass es jetzt mit der Wirtschaft, mit der Konjunktur endgültig wieder aufwärts gehe.
Sie bescheinigt dem sozialdemokratischen Wirtschaftsprofessor Karl Schiller, dass er recht hatte mit seiner anfangs sehr umstrittenen Maßnahme des „deficit spending“, des Hineinpumpens von Milliarden von Mark an Staatsmitteln in die mut- und lustlos gewordene Wirtschaft am Ende der Erhard-Periode.
Die Bundesbank weist heute darauf hin, dass das reale Sozialprodukt – besonders aber ihr motorischer Teil, die Industrieproduktion – bereits in den letzten drei Monaten 1967 mehr gestiegen ist, als es während des empfindlichen Rückschlags von Mitte 1966 bis Mitte 1967 – in der berühmten „Talsohle“ – zurückgegangen sei!
Der sogenannte „Investitionshaushalt“, wie die staatliche Geldspritze genannt wurde, hat also seine Funktion als Initialzündung für die Wirtschaft voll erfüllt. (Wenn bisher immer erklärt wurde, dass Sozialdemokraten wohl was von Wohnungsbau und Krankenkassen verstünden, aber nichts von der Wirtschaft – so ist diese Legende damit auch tot!)
Jetzt kommen nämlich nach Meinung der Bundesbank die wirtschaftseigenen Antriebskräfte wieder in Gang, die ja auf die Dauer die Konjunktur tragen müssen.
Aber wer nunmehr an eine reibungslose Fahrt in neue Konjunkturparadiese hofft, dem muss man eine ganze Menge Wasser in den Jubelschluck schütten. Denn einige ganz wichtige Ursachen der Rezession von 1966 sind noch keineswegs beseitigt. Eine ihrer Ursachen war nämlich die Strukturkrise in verschiedenen Regionen der Bundesrepublik. Eine der wichtigsten: das Ruhrgebiet. Denn auf die Dauer kann keine Volkswirtshaft gedeihen, wenn einige Glieder krank sind. Und das wichtigste Industrierevier in der Bundesrepublik ist krank!
Darum kommt der endgültigen Bewältigung der Kohlenkrise, der Ansiedlung neuer Industrien im Ruhrgebiet („Umstrukturierung“ nennt man das) genau solche Bedeutung zu wie dem Investitionshaushalt vor einem Jahr. Heinrich Braune
Anmerkung der Redaktion:
Der Autor des Artikels, Heinrich Braune (1904-1990), war Chefredakteur der Hamburger Morgenpost (Mopo) von 1949- 1968, danach bis 1986 Herausgeber der Mopo.
Seit 1922 war er Mitglied der SPD.
Karl Schiller (1911-1994)
Er trat 1946 in die SPD ein.
Von 1946-1957 war er Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft und von 1965-1972 Mitglied des Deutschen Bundestages.
Von 1966-1972 war er erster sozialdemokratischer Bundesminister für Wirtschaft und von 1971-1972 zusätzlich Bundesminister der Finanzen.
In Hamburg: 1948-1953 Senator für Wirtschaft und Verkehr
In Berlin: 1959-1965 Senator für Wirtschaft
Senatorin Irma Keilhack wurde 60(Auszug Seiten 2 und 3)
Ihren 60. Geburtstag beging Frau Senatorin Irma Keilhack, Präses der Jugendbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg, am Donnerstag, 25. Januar. Hunderte von Gratulanten fanden sich an diesem Tag im Bieberhaus ein, um dieser sympathischen Politikerin die Hand zu schütteln. Auch wir waren vertreten, um unserer prominenten Bürgerin aus der St.-Jürgenstraße in Berne herzliche Glückwünsche zu überbringen.
Das Leben Irma Keilhacks ist vom Schicksal Hamburgs der letzten sechzig Jahre nicht zu trennen. Hier wurde sie am 25. Januar 1908, noch unter dem Regiment des letzten Kaisers, geboren. Hier besuchte sie, beginnend im ersten Kriegsjahr, die Volksschule, machte eine kaufmännische Lehre durch und bildete sich in Berufs- und Fachschulen weiter. Frau Keilhack kam aus der Arbeiterjugend schon in außerordentlich jungen Jahren, nämlich 1925, zur SPD. In den letzten vier Jahren der Weimarer Republik war sie auch hauptamtlich für die Sozialdemokratische Partei tätig. Mit dem Zusammenbruch der ersten deutschen Demokratie mußte die junge Mitarbeiterin der SPD, wie viele andere, Zeiten der Verfolgung und der vorübergehenden Gestapo-Haft auf sich nehmen. Dann folgten neue Berufstätigkeit, Eheschließung mit Adolf Keilhack im Jahre 1935 und im Jahre 1943 die Geburt eines Sohnes.
Sofort nach dem Wiederbeginn eines demokratischen Lebens in dem von der Kriegskatastrophe schwer gezeichneten Hamburg stellte sich Irma Keilhack der SPD wieder zur Verfügung.
Entscheidende politische Gestaltungsmöglichkeiten boten sich der Politikerin mit der Wahl in den Deutschen Bundestag, dem sie von 1949 bis zur Berufung in den Hamburger Senat 1961 angehört hat. Fünf Jahre gehörte sie dem Ältestenrat des Bundestages, zwölf Jahre lang den Ausschüssen für Familien- und Jugendfragen und für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. Aus den vielen Gesetzen, an denen Frau Keilhack maßgeblich mitgewirkt hat, heben sich zwei große Komplexe besonders eindrucksvoll heraus. Bei der ersten Gruppe ging es ihr insbesondere um den wirksamen Schutz der Verbraucher. Der zweite Wirkungsbereich entsprach nicht weniger der Neigung und Verpflichtung der sozialdemokratischen Abgeordneten: Jugendschutzgesetze,Ju-gendarbeitsschutzgesetze und Bundesjugendplan.
In ihrer Vaterstadt wurde Irma Keilhack nach den Bürgerschaftswahlen 1961 berufen, um im Senat jene zwei Tätigkeitsbereiche zu übernehmen, für die sie im Bundestag besondere Erfahrungen gesammelt hatte: die Jugendbehörde sowie die Behörde für Ernährung und Landwirtschaft. Ihre wichtigste Aufgabe in der zurückliegenden Amtszeit sah und sieht Frau Keilhack im Bereich der Jugendbehörde: in der Schaffung neuer Plätze in Kindergärten und Kindertagesheimen, in verbesserten Einrichtungen der öffentlichen Erziehung und in der Förderung der Jugendarbeit in den Verbänden und Jugend-Freizeiteinrichtungen der Stadt.
Anmerkung der Redaktion:
Irma Keilhack, geb. Schweder, (1908-2001)
Eintritt in die SPD 1925.
In den 1960er Jahren gehörte sie mehrere Jahre dem Bundesvorstand der SPD und von 1966 bis 1972 auch dem Landesvorstand der SPD in Hamburg an.
Mitglied des Deutschen Bundestages war sie vom 14. August 1949 bis zum 19. Januar 1962.
In den Bundestag ist sie 1953 über die Hamburger Landesliste der SPD und sonst stets als direkt gewählte Abgeordnete des Wahlkreises Hamburg-Wandsbek gewählt worden.
Senatorin der Jugendbehörde war sie vom 13. Dezember 1961 bis zum 22. April 1970 und von 1961-1966 auch Senatorin der Behörde für Ernährung und Landwirtschaft der Freien und Hansestadt Hamburg.
Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft von 1966 bis 1974.
Aus der Bezirksversammlung(Auszug Seite 21)
Parkhaus am Bahnhof Berne
Der Berner Heerweg wurde durchgebaut bis zur Bekassinenau. Das große Parkhaus am Berner Bahnhof wurde zur Benutzung freigegeben und vor dem Berner Bahnhof tauchten die ersten Parkuhren auf. Ein ungewohnte Bild für unser Berne, aber auch Kritiker müssen zugeben: Seitdem findet auch ein eiliger Kunde Platz zum Parken. Das Parkhaus ist in erster Linie für die Stammkunden der Hochbahn gedacht, die mit ihrer Monatskarte die park-and-ride Plakette erwerben. Ab neun Uhr kann jedoch jeder in diesem Haus kostenlos parken.
Kleingärten in Saselheide
Auf der großen Koppel zwischen Meiendorfer Mühlenweg, Am Berner Wald und Langenbeeren soll eine neue Kleingartenkolonie entstehen.
Wie Sie sicher noch erinnern, hat der Senat sich verpflichtet, dem Landesbund der Kleingärtner jährlich eintausend neue Parzellen zur Verfügung zu stellen. Dafür räumen die Kleingärtner ohne Verzug jene Grundstücke, die Hamburg für seine Hafenerweiterung (Waltershof z.B.) oder Industrieansiedlung (Billbrook) braucht.
„Am Berner Wald“, wie die neue Kolonie heißen soll, werden 160 Parzellen entstehen. 160 Kleingärtner erhalten also die Möglichkeit, sich ein Wochenendhäuschen aufzustellen. Zu diesen Lauben kommen dann noch ein Vereinshaus sowie 73 Parkplätze. Wie überall handelt es sich auch hier nicht um eine „geschlossene“ Kolonie. Der Grünpark steht der ganzen Bevölkerung offen und wird in das Netz der Wanderwege einbezogen.
Walter Krug, Bez.-Abg.
Ende der Zitate aus dem Berner Boten vom März 1968
Heiner Widderich (Berner Bote, März 2018)