Im April 1972 berichtet der Berner Bote u.a. über den Siegeszug der Containerschifffahrt.
Zitate aus dem Berner Boten vom April 1972
Bürgermeister Kern Hamburg und der kombinierte Verkehr gehören zusammen (Seiten 1 und 2 Auszug) „Allen Unkenrufen zum Trotz hat der Container seinen Siegeszug ungestört fortgesetzt und bewegt sich auf einer steil nach oben führenden Bahn“, sagte Bürgermeister Kern anläßlich der Eröffnung der dritten internationalen Ausstellung für den kombinierten Verkehr “Intertraffic ´72“ in Planten un Blomen. Dargestellt am Beispiel Hafen Hamburg, der praktisch erst vor fünf Jahren begonnen habe, sich mit dem Container zu liieren, heiße das in Zahlen: 1967 erst 17 000 Container (umgerechnet auf 20-Fuß-Einheiten), 1971 bereits 125 000 und 1973 würden es 250 000 Container, also doppelt soviel sein. Wörtlich fuhr der Bürgermeister fort: „Hamburg ist auf diese Entwicklung vorbereitet – der Container-Terminal am Burchardkai stellt mit rund 600 000 qm ausgebauter Flächen und sechs, ab Mitte dieses Jahres sieben Liegeplätzen die größte zusammenhängende Container-Umschlagsanlage unter einheitlicher Betriebsführung in Europa dar und läßt sich jederzeit auf 1,5 Millionen qm Gelände für elf Containerschiff-Liegeplätze ausbauen.
Die Leistungsfähigkeit des Hamburger Hafens wird unterstützt und ergänzt durch hervorragende nasse und trockene Verkehrsverbindungen. Nicht ohne Stolz können wir heute sagen: Hamburg und der kombinierte Verkehr sind zu einem zusammengehörenden Begriff geworden. Das Erreichte zu bewahren und auszubauen, wird auch weiterhin unsere politische Aufgabe sein.“ Die vor kurzem vollendete Vertiefung der Unterelbe auf 12 m bedeute, dass die zur Zeit größten Stückgut- und Containerschiffe sowie vollbeladene Massengutschiffe Hamburg anlaufen können. Es sei aber mit Sicherheit damit zu rechnen, dass ab 1975/76 60 000 t-Containerschiffe zum Einsatz kommen werden, die eine weitere Vertiefung der Unterelbe auf 13,5 m notwendig machen. Bürgermeister Kern: „Die Vertiefung der Unterelbe – und zwar zum richtigen Zeitpunkt – ist für die Zukunft unseres Hafens lebenswichtig. Dabei geht es nicht nur um die Hafenwirtschaft, sondern vielmehr auch um die regionalwirtschaftliche Bedeutung des Hafens.“
Der Zuzug in- und ausländischer Industrien an die Küste basiere neben Standortvorteilen – wie der inzwischen sichergestellten Energieversorgung zu preisgünstigen Bedingungen – entscheidend auf der Möglichkeit, große Industriebetriebe an seeschifftiefem Wasser anzusiedeln und so mit überseeischen Rohstoffen billig versorgen zu können. Voraussetzung dafür ist die Erfüllung der Hamburger Forderung an Bonn, mit der Vertiefung der Unterelbe, zu der sich der Bund grundsätzlich bereit erklärt hat, möglichst noch in diesem Jahr zu beginnen.
Anmerkung der Redaktion:
Helmuth Kern (1926 – 2016)
1947 Eintritt in die SPD
1957 bis 1982 Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft
1966 bis 1976 Senator für Wirtschaft und Verkehr
1971 bis 1972 außerdem Zweiter Bürgermeister.
Schwerpunkte seines politischen Wirkens als Wirtschaftssenator: Ansiedlung mehrerer Großunternehmen, Ausbau des Hamburger Hafens, Bau der Köhlbrandbrücke und des Neuen Elbtunnels sowie die Organisation des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV)
1976 bis 1991 Vorstandsvorsitzender der Hamburger Hafen und Lagerhaus AG (HHLA).
Der Bundestagsabgeordnete Ihres Wahlkreises, Alfons Pawelczyk, wird regelmäßig zu politischen Fragen Stellung nehmen.
Sein heutiges Thema:
Lastenausgleich (Seite 4)
Die Bundesregierung hat in ihrer Kabinettssitzung am 1.3.1972 den Entwurf der 25. Novelle zum Lastenausgleichsgesetz verabschiedet, der erhebliche Verbesserungen für die Empfänger von Kriegsschadensrente zum Ziel hat. Als wichtigste Maßnahme sieht er die Dynamisierung der Unterhaltshilfe und des Selbständigenzuschlags ab 1973 vor. Damit sollen auch die Alten und Erwerbsunfähigen unter den Vertriebenen, Kriegssachgeschädigten, Sparern und Flüchtlingen jährlich an das Wirtschaftswachstum angepaßten Leistungen zum Lebensunterhalt erhalten. Diejenigen Geschädigten, die eine mindestens 10jährige Existenz als Selbständige oder wirtschaftlich abhängige Familienangehörige gehabt haben, sollen in Zukunft Kriegsschadensrente erhalten können, wenn sie die Altersgrenze erreichen oder Erwerbsunfähig werden. Darüber hinaus soll der Bezug von Unterhaltshilfe nicht mehr durch den Besitz von Vermögen von mehr als 12 000 DM ausgeschlossen werden. Schließlich soll den Empfängern von Unterhaltshilfe künftig ein Anspruch auf Vorsorge-Untersuchung zur Früherkennung von Krankheiten eingeräumt werden.
Mit diesen Maßnahmen will die Bundesregierung entsprechend der Ankündigung in ihrer Regierungserklärung den Lastenausgleich auf einem wesentlichen Gebiet – der Altersversorgung – gerechter gestalten und abschließen.
Anmerkung der Redaktion:
Alfons Pawelczyk (Jahrgang 1933)
1961 Eintritt in die SPD
1969-1980 Mitglied des Deutschen Bundestages für den Wahlkreis Hamburg-Wandsbek. Im Bundestag tätig im Verteidigungs- und Auswärtigen Ausschuss.
1980-1984 und 1986/87 Innensenator in Hamburg
1982 – 1991 Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft
Mitglied des Sicherheitsausschusses beim SPD Parteivorstand
Außerdem war er Abrüstungs- und Verteidigungs-Experte der SPD
Im Blickpunkt (Seite 5)
„Sozialdemokraten haben wieder einmal Wort gehalten“
Dr. Hans Bardens, Arzt und SPD-MdB, am 1. März 1972 zum Krankenhausfinanzierungsgesetz vor dem Bundestag.
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„Wichtig ist die Feststellung, dass das Grundgesetz durch die Ratifikationen der Verträge weder berührt, noch gefährdet, noch außer Kraft gesetzt wird.“
Herbert Wehner, stellv. SPD-Vorsitzender und Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion am 21. Februar 1972 vor dem SPD-Vorstand.
Wer will mit ? (Seite 17)
Wir – die Hamburger Falken – bauen unser Zeltlager in diesem Jahr vom 6. bis 26. August in Nieblum auf der Insel Föhr auf.
Außer unseren Falkengruppen können wieder Gäste daran teilnehmen. Mädchen und Jungen im Alter von 9-13 Jahren sind herzlich dazu eingeladen.
Ein buntes Programm mit zahlreichen Hobbygruppen, Film-, Tanz- und Sportveranstaltungen sowie Wanderungen und herrliche „Seereisen“ haben wir vorbereitet.
Die Kosten für Hin- und Rückfahrt, Unterkunft und Verpflegung (4 Mahlzeiten) betragen 205,- DM
Wer mitfahren möchte, bittet seine Eltern um Anmeldung bei der
Sozialistischen Jugend Deutschlands „Die Falken“, Landesverband Hamburg, 2 Hamburg 1, Kurt-Schumacher-Allee 10, Telefon 243474.
Unser Heißluftballon
Die Jungen der Klasse 5b in der Berner Schule bastelten einen Heißluftballon. Der Start fand am 28.2.1972 auf dem Sportplatz statt. Einige glaubten nicht, dass der Ballon steigen würde. Am unteren Teil des Ballons war ein Blechdeckel mit Watte und Brennspiritus befestigt. Der Spiritus wurde entzündet. Vorerst wurde der Ballon noch festgehalten. Gespannt sahen wir zu. Langsam entfaltete sich die Hülle. Nach ungefähr zwei Minuten wurde der Ballon losgelassen. Zuerst schaukelte er ein wenig. Doch dann gewann er an Höhe. Er flog ungefähr 50 bis 60 Meter hoch. Alle jubelten. Wir merkten bald, dass er in Richtung Stausee flog. Alle rannten ihm nach. Wir dachten, dass er im Wasser landen würde; aber wir hatten Glück. Vier Meter vorher erreichte er den Boden.
Sylvia Lappe und Petra Köhler
Schülerinnen der Berner Schule
Ende der Zitate aus dem Berner Boten vom April 1972
Heiner Widderich