Mit 115 Jahren hat der Hamburger Hauptbahnhof schon einiges gesehen. Immer wieder wurde er erweitert, umgebaut, restauriert oder saniert.
Aktuell erhalten die Fernbahngleise im Süden weitere Zugänge von der Steintorbrücke. Denn: Der Hamburger Hauptbahnhof platzt aus allen Nähten. Er ist der meistfrequentierte Bahnhof Deutschlands und in Europa steht er auf einer Stufe mit dem Pariser Nordbahnhof: 550.000 Passagiere werden pro Tag am Hamburger Hauptbahnhof abgefertigt.
Die Prognosen gehen sogar von einem Anstieg bis 2040 auf rund 750.000 Menschen aus, hervorgerufen auch aus dem Bau der neuen Linie U5 sowie der S4. Die heutigen Strukturen werden damit erst recht nicht mehr reichen. Kurzfristig helfen die neuen Treppenanlagen, langfristig wird der Hauptbahnhof allerdings kräftig erweitert werden müssen. Dazu hat ein Wettbewerb stattgefunden, der mit dem Entwurf der Hamburger Architekten bof einen Sieger gefunden hat.
Demnach wird eine Hallenkonstruktion ähnlich der prägnanten Hauptbahnhof-Halle quer über die Steintorbrücke errichtet, die zur Hälfte die Kommunaltrasse für die Busse überdeckt, zum anderen Teil einen geschlossenen Bereich mit Geschäften und Büros enthält. Das bisherige Bürogebäude der Bahn an der Kirchenallee wird in diesem Zuge auch gleich mit abgerissen.
Mit der Erweiterung sollen eine Reihe von Zielen erreicht werden und so stellt es nach Auffassung des Ersten Bürgermeisters Peter Tschentscher ein zentrales Element der Mobilitätsentwicklung der kommenden Dekaden dar.
Bundesweit ist der Deutschlandtakt geplant, die neue U5 nach Bramfeld und Steilshoop wird über den Hauptbahnhof abgewickelt, gleichermaßen die künftige S4, die östlich von Berne nach Ahrensburg verläuft. Aufgrund der aktuell sehr vielen Projekte ist ein konkreter Realisierungszeitpunkt noch offen. So wird die Planung für den neuen Entlastungstunnel der Verbindungsbahn derzeit weiter verfeinert und wird sicherlich seine Zeit brauchen.
Mit dem von der Jury nun gekürten Siegerentwurf, der die Kubatur der bestehenden Bahnhofshallen aufgreift, wird es der Deutschen Bahn gemeinsam mit Hamburg nun gelingen, den Sprung ins 21. Jahrhundert zu gestalten. Der Bahnhof wird spektakulär erweitert, behält gleichzeitig seine denkmalgeschützte Kontur und ist dabei aufwärtskompatibel für zukünftige Erweiterungen, wie sie mit dem Verbindungsbahnentlastungstunnel aktuell diskutiert werden. Gleichzeitig werden zusätzliche Kapazitäten für die Mobilitätswende geschaffen und auch die Aufenthaltsqualität der umliegenden Plätze und Freiräume kann deutlich gesteigert werden.
Ein spannendes Projekt, auf das sich heute schon gefreut werden darf.
LP