Vor fünfzig Jahren berichtete der Berner Bote im September 1971 u.a. über das 50-jährige Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Berne.
Zitate aus dem Berner Boten vom September 1971
50 Jahre Freiwillige Feuerwehr Berne (Seiten 1 und 2 )
Als Berne noch von Wiesen und Wäldern umgeben war und Geschäftsleute sowie Handwerksbetriebe ihre Beschäftigung im Ort oder in der näheren Umgebung fanden, hatte die Freiwillige Feuerwehr Berne genügend Männer, die ganztägig zur Stelle sein konnten. Auch hatte sie, gegenüber anderen Wehren, genügend Hydranten, die mit dem Bau des Berner Wasserwerkes und dem dazugehörenden Leitungssystem einen guten Brandschutz ermöglichten. Als 1926 die Feuerwache Berne eingeweiht wurde, war eine gute Grundlage geschaffen. Bis dahin diente eine kleine Garage als Unterstand für das Feuerschutz-Gerät. Heute hat die Freiwillige Feuerwehr Berne zwei Stellplätze für ihre Fahrzeuge. Der Schlauchturm wird nicht mehr genutzt, da die Schläuche an der Leitwache Sasel getauscht werden. Die Stadt hat Berne inzwischen überrollt; Hochhäuser drängen sich an den Gren-zen von Berne. Die Wiesen sind fast alle bebaut. Die Feuerwehr-Kameraden sind alle in der nahen Stadt beschäftigt.
Die Freiwillige Feuerwehr Berne hat sich im Laufe der Zeit umgestellt; die Hörner, die sonst die Feuerwehr-Kameraden zusammengerufen haben, sind schon lange verstummt. Heute wird ein Feuer telefonisch gemeldet. Die Zentrale alar-miert über Fernschreiber die zuständige Feuerwache der Berufsfeuerwehr und dann sofort die Auslösestelle der Freiwilligen Feuerwehr. Von hier aus wird die zuständige Sirene in Betrieb genommen.
Wir haben z.Z. zwei kleine Fahrzeuge: ein Tanklösch-Fahrzeug mit 3 Mann Be-satzung und einem Tank von 800 Litern, das zweite Fahrzeug kann 6 Mann mit-nehmen. Die Freiwillige Feuerwehr Berne hatte über 25 Jahre eine LF 15 – ein Mannschaftsfahrzeug mit 10 Mann Besatzung – mit einer 1500 – Liter – Pumpe, Schiebe- und Steckleitern, Schläuchen und allem was gebraucht wird, um eine Hilfeleistung durchzuführen. Leider nagte der Zahn der Zeit am Getriebe; Er-satzteile waren nur noch im Museum zu erhalten, und so wurde sie uns kur-zerhand entführt. Ein gleichwertiges Fahrzeug paßt aber nicht durch unsere Tore, und somit mussten wir uns verkleinern.
Was sich in den 50 Jahren in der Freiwilligen Feuerwehr Berne nicht geändert hat, ist die Bereitschaft zu helfen. Die Aufgaben sind durch den Autoverkehr und die Steigerung der Stromenergie sowie durch die vielen Kunststoffe erheblich gestiegen. Und dennoch neh-men die Brände im Aufgabenbereich nur einen kleinen Teil ein. Hilfeleistung wird groß geschrieben.
Wenn wir auch am Tage nicht einsatzfähig sind, so werden wir doch bei Großeinsätzen und in Katastrophenfällen herangezogen. Die Gefahren, die uns heute umgeben, sind so groß, dass es nicht möglich ist, auf die Freiwilligen Feuerwehren zu verzichten.
Mit 17 Jahren können männliche Jugendliche in die Freiwillige Feuerwehr eintreten. Nach Beendigung des 60. Lebensjahres wird man in die Altersgruppe übernommen. Das Temperament der Jugend und die Umsicht der Älteren geben der Freiwilligen Feuerwehr ein besonderes Gepräge. Wir in Berne haben eine gute Mischung gefunden.
Wir wünschen und hoffen, dass der alte gute Geist der Freiwilligen Feuerwehren in der Berner Wehr von der Jugend übernommen und weitergetragen wird.
Hermann Bottels, Hbm.
Wehrführer
Das Festprogramm der Freiwilligen Feuerwehr Berne
Freitag, 17.9.1971:
8-12 Uhr Besichtigung unserer Wache
19-22 Uhr Tanz für die Jugend im Volkshaus Berne. Eintritt 2,- DM.
Laternenumzug vom Kulturring Berne
Sonnabend, 18.9.1971:
15 Uhr Sportplatz Berne
Vorführungen der FF Berne zur Brandbekämpfung
Fußballspiel FF Berne gegen Alte Herren des TSV Berne
16 Uhr Umzug durch Berne von der Schule Lienaustraße zur Wache in der Kuhkoppel
17-18 Uhr Platzkonzert der Feuerwehrkapelle Sasel vor der
Wache Kuhkoppel
17.30-18 Uhr Besichtigung der Fahrzeuge in der Wache Kuhkoppel
20 Uhr Festabend im Volkshaus Berne nur für geladene Gäste
Sonntag, 19.9.1971:
Kinderfest von 15-18 Uhr
unter Mitwirkung der „Falken“
Anmerkung der Redaktion:
Die Freiwillige Feuerwehr Berne wurde 1921 zwei Jahre nach der Gründung der Gartenstadt Hamburg gegründet und feiert im September 2021 ihr 100-jähriges Bestehen. Die Feuerwache in der Kuhkoppel wurde 1926 gebaut und in den Jahren danach mehrfach erweitert, weil die Fahrzeuggrößen ständig zunahmen. Der Neubau erfolgte im Jahre 2016 und entspricht dem heutigen Standard. Das alte Gebäude dient heute als Sozialtrakt und der alte Schlauchturm bietet Fledermäusen eine Heimstatt.
Kurzinformationen (Seiten 6-9 – Auszug –)
2 Jahre SPD/FDP-Koalition – erste Halbzeit ohne Stress
Die Koalition aus SPD und FDP steht kurz vor der Halbzeit. Bald 2 Jahre harter Arbeit bringen eine Leistungsbilanz, die sich sehen lassen kann. Dabei hat sich herausgestellt, wie wertvoll das sorgsam und detailliert ausgearbeitete Koalitionspapier (= Regierungserklärung) als Basis der täglichen Regierungsarbeit ist. Die Sacharbeit wurde durch keine einzige Krise unter den Koalitionspartnern unter-brochen. Bonner Journalisten wissen noch recht gut, dass dies einmal anders war: die vorletzte ohne Sozialdemokra-ten gebildete Regierung wurde im glei-chen Zeitraum der IV. Legislaturperiode -also 1961/62- von 14 Koalitionskrisen erschüttert. Die letzte Erhard-Regierung produzierte eine Wirtschaftskrise und riss unseren Staat in die Führungskrise der CDU/CSU mit hinein. Angesichts des aktuellen Führungs-Karussells in der Opposition beruhigt die solide Arbeits-Bilanz der jetzigen Regierung.
Wirtschaftsvergehen werden tatkräftiger verfolgt
In seiner letzten Sitzungswoche hat der Bundestag ein Gesetz verabschiedet, das es ermöglicht, Wirtschaftsdelikten besser auf die Spur zu kommen. Es werden Wirtschaftsstrafkammern einge-richtet, die auf die komplizierte Materie der „Weiße-Kragenkriminalität“ speziali- siert sind.
Besserer Schutz für Verbraucher
Der Verbraucher wird künftig gegen Gesundheitsgefährdung und irreführende Werbung besser geschützt werden. Das ist das Ziel eines Gesetzentwurfes der Bundesregierung, der in den Ausschüssen beraten wird.
Seine wichtigsten Vorschriften:
Das Verbot, bei Lebensmitteln Zusatzstoffe zu verwenden, wird verschärft.
Das Zulassungsverfahren für Kosmetika und Dinge des täglichen Bedarfs (Waschmittel, Reinigungsmittel, Sprays) wird strenger.
Die Bestimmungen über irreführende Werbung für Lebensmittel, Tabakwaren und kosmetische Erzeugnisse werden verbessert.
Importwaren werden durch den Zoll geprüft.
Das Lebensmittelstrafrecht wird verschärft.
Boykottversuch durch Bundesrat
Einen neuen Plan zu wirksamer Opposition hat sich die CDU/CSU ausgedacht. Sie versucht, ihre Mehrheit im Bundesrat auszuspielen. Dr. Stoltenberg hat bereits das Einschreiten des Bundesrates bei Gesetzen angekündigt, die noch gar nicht vorliegen. Er will „nein“ sagen, ohne zu wissen, wozu. Das Verfahren der CDU/CSU liegt am Rande der Legalität. Zwar haben die von der CDU/CSU regierten Länder nach dem Buchstaben der Verfassung die Möglichkeit, Gesetze der sozialliberalen Koalition im Bundesrat zu blockieren. Dem Geist der Verfassung entspricht ein solches Verfahren aber nicht. Eine Fortsetzung der Parteipolitik im Bundesrat haben die Väter der Verfassung ausdrücklich nicht gewollt.
Unabhängig davon aber hat sich bereits gezeigt, dass die neue CDU/CSU-Taktik nur von begrenztem Wert ist. Wenn die Union nur als Verhinderer von Gesetzen dasteht, wird ihr das mit Sicherheit schaden.
Noch mehr Lehrer für Hamburger Schulen (Seite 10)
Die über Erwarten erfolgreichen Werbemaßnahmen des Senats zur Behebung des Lehrermangels haben dazu geführt, dass alle im Hamburger Haushalt ausgewiesenen Planstellen für Lehrer belegt sind oder mit Sicherheit bis zum 1.10.1971 besetzt werden können. Darüber hinaus liegen noch weitere Bewerbungen von Lehrern vor. Nach Meinung der SPD-Fraktion ist es unvertretbar, diese Bewerber nunmehr wegen der finanziellen Enge im Haushalt nicht zu berück-sichtigen. Die SPD-Fraktion fordert daher den Senat auf, weitere Lehrerstellen noch für dieses Jahr einzuwerben, wenn die vorhandenen Planstellen zur Deckung des notwendigen Bedarfs nicht ausrei-chen. Die dadurch zusätzlich zur Verfügung stehenden Lehrkräfte können dazu beitragen, die durch die weiter ansteigende Zahl von Übergängern zu den Gymnasien entstehenden Engpässe in diesem Bereich zu überwinden und die Verhältnisse in den anderen Schularten zu konsolidieren. Die SPD macht mit dieser Aufforderung an den Senat deutlich, wie ernst ihr die Priorität Bildung ist.
Ende der Zitate aus dem Berner Boten vom September 1971
Heiner Widderich
1 thought on “Das stand im Berner Boten vor 50 Jahren (Sept. 1971)”
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