Farmsen-Berne vor fünfzig Jahren.
Im März 1971 befasst sich der Berner Bote u.a. mit Friedenspoltik, Umweltschutz, Entwicklungshilfe und – heute wieder aktuell – dem Berner Heerweg. Der tus Berne (damals noch FTSV Berne) organisiert den 1. Internationaler Berner Volkslauf.
Im März 1971 befasst sich der Berner Bote u.a. mit Friedenspoltik, Umweltschutz, Entwicklungshilfe und – heute wieder aktuell – dem Berner Heerweg. Der tus Berne (damals noch FTSV Berne) organisiert den 1. Internationaler Berner Volkslauf.
Zitate aus dem Berner Boten vom März 1971
Friedenspolitik – Umweltschutz –
Entwicklungshilfe (Seiten 1 und 2)
Perspektiven für 1971 – Von Dr. Erhard Eppler, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit
Perspektiven für 1971 – Von Dr. Erhard Eppler, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass allzu viel von dem in Geschichtsbüchern festgehalten wird, womit wir im Jahre 1970 unsere Zeit verbracht haben. So werden die hitzigen Konjunkturdebatten rasch vergessen sein, nicht nur, weil die Opposition sich darauf beschränkt hat, den Menschen Angst einzujagen – erst vor der galoppierenden Inflation, dann – von heute auf morgen – vor der Rezession. Es wird zum mühseligen Alltag jeder Regierung – hier und anderswo – in den nächsten Jahren gehören, Vollbeschäftigung, Geldwertstabilität und außenwirtschaftliches Gleichgewicht zu verbin- den. Je weniger wir dies dramatisieren, desto besser werden wir damit fertig. Wahrscheinlich werden die Geschichtsbücher drei andere Fakten notieren: Die Verträge von Moskau und Warschau, die Verkündung der Zweiten Entwicklungsdekade durch die UN-Vollversammlung und die plötzlich aufkommende Diskussion über Friedensforschung und Umweltschutz. Für uns hatten diese drei Fakten wenig miteinander zu tun. Das könnte in der Rückschau anders sein. Es ist viel zu wenig bekannt, mit wieviel Sympathie und Hoffnung die Ostpolitik der Regierung Brandt/Scheel in den meisten Hauptstädten der Dritten Welt verfolgt wird. Man weiß dort sehr wohl, dass wirksame Hilfe in dem Maße möglich wird, wie geistige und materielle Energien frei werden, die heute im Ost-West-Konflikt gebunden sind. Und der Bundeskanzler selbst hat mehr als einmal diesen Aspekt seiner Friedenspolitik anklingen lassen. In welchem Umfang das Programm für die Zweite Entwicklungsdekade sich realisieren läßt, entscheidet sich auch bei der Ratifizierung der Verträge von Moskau und Warschau. *Noch weniger deutlich wurde bisher der Zusammenhang zwischen Umweltschutz und Entwicklungshilfe. Bisher war allen klar, dass der Boden unvermehrbar ist. Luft und Wasser galten als frei und wohl auch unbegrenzt. Plötzlich haben wir gemerkt, dass genügend Sauerstoff, sauberes Wasser – oder wenigstens unvergiftetes – Wasser keine Selbstverständlichkeiten sind, dass diese Ressourcen genauso begrenzt sind wie der Boden. Wenn es wahr ist, dass heute etwa die Hälfte des Sauerstoffes verbraucht wird, den das Blattgrün reproduziert, so ergibt sich daraus zum Beispiel, dass eine Industriegesellschaft unseres Typs für die acht oder zehn Milliarden Menschen gar nicht möglich sein wird, die unsere Erde bevölkern dürften, wenn unsere Kinder ihre Enkel spazierenführen wollen. Die Frage, wieviele Menschen man auf dieser Erde ernähren könne, ist also falsch gestellt.
Aus alledem dürfte sich schon für 1971 ergeben: Die Diskussion über Umweltschutz wird sich verbinden mit der Entwicklungshilfe. Sie wird einmünden in die Frage, wie wir uns insgesamt auf diesem Globus einzurichten haben, wenn wir menschenwürdig leben und leben lassen wollen.
Friedensforschung und Umweltforschung werden zwar getrennt betrieben werden, aber sich gegenseitig ergänzen müssen. Das Bewusstsein der gegenseitigen Abhängigkeit der Völker wird wachsen. Die Konfliktstoffe werden dadurch eher zu- als abnehmen.
Der Zwang zur internationalen Zusammenarbeit wird wachsen. Streitpunkte, wie der über die Grenzen Deutschlands von 1937, werden zunehmend den Charakter des Obsoleten, wenn nicht des Gespenstischen annehmen. Die Frage nach der Familienplanung, besonders in Entwicklungsländern, wird dringlicher. Das Gefühl der Verantwortlichen, unter Zeitdruck zu stehen, wird wachsen. Die Forderung nach langfristigen Konzepten wird dringlicher. Es wird mehr über einige elementare Fragen nachgedacht werden, etwa darüber, was zu einem menschenwürdigen Leben gehöre und was nicht. Das Denken in ökonomischen Zuwachsraten wird häufiger an seine Grenzen stoßen. Es wird deutlich, dass die ökonomischen Zuwachsraten zu einem größeren Teil als bisher für Aufgaben verwendet werden müssen, die der öffentlichen Hand obliegen.
Anmerkung der Redaktion:
Erhard Eppler (1926 – 2019)
*1956 Eintritt in die SPD, 1973-1992 Vorsitzender der Grundwerte-Kommission der SPD, 1961-1976 Mitglied des Deutschen Bundestages, 1977-1982 Mitglied des Baden-Württembergischen Landtages, 1968-1974 Bundesminister f. wirtschaftliche Zusammenarbeit
Erhard Eppler (1926 – 2019)
*1956 Eintritt in die SPD, 1973-1992 Vorsitzender der Grundwerte-Kommission der SPD, 1961-1976 Mitglied des Deutschen Bundestages, 1977-1982 Mitglied des Baden-Württembergischen Landtages, 1968-1974 Bundesminister f. wirtschaftliche Zusammenarbeit
Der Bundestagsabgeordnete Ihres Wahlkreises, Alfons Pawelczyk, wird regelmäßig zu politischen Fragen
Stellung nehmen.
Sein heutiges Thema: Keine Inflation (Seite 2)
Das ist die wirtschaftliche Bilanz für 1970: Die maßgeblichen Sprecher der Opposition haben sich im vergangenen Jahr mehrfach gründlich geirrt. Das Bruttoeinkommen der Arbeitnehmer stieg um 14,5 %, die Pro-Kopf-Einkommen aus unselbständiger Arbeit lagen 1970 nach Abzug der direkten Steuern, der Beiträge zur Sozialversicherung und der Preissteigerungen um etwa 8 % über dem Vorjahresniveau, die der Arbeitgeber bei 7,5 %. Die eigentlichen Gewinne dürften geringer gewesen sein. Für Arbeitnehmer lag damit die Steigerungsrate des Lebensstandards und die Lohnquote 1970 höher als jemals zuvor seit Bestehen der Bundesrepublik. Das ist der fällige Ausgleich zur begünstigten Einkommensentwicklung für Arbeitgeber im Anschluss an die Rezession von 1966. Jetzt kommt es darauf an, den Verteilungskampf zwischen den verschiedenen Gruppen unserer Gesellschaft in vernünftige Bahnen zu lenken.
Die gefährliche Lage, in die uns die CDU/CSU 1966 gebracht hat, muss endgültig überwunden werden. Dazu gehört vor allem, dass wir 1971 die zu hohe Preissteigerungsrate von 3,8% drücken. Kri- tiker versuchten darzustellen, dass die Bundesregierung uns 1970 erneut in eine Krise stoßen würde, die der von1966 in nichts nachsteht. Ein Vergleich belehrt uns eines Besseren: Preissteigerungsrate 1966 +3,7%, 1970 +3,8% und Netto-Einkommenssteigerung 1966 +2%, 1970 +8%.
Diese insgesamt günstige Entwicklung war nur durch unpopuläre Maßnahmen zu erreichen:
1. DM-Aufwertung im Oktober 1969
2. Reduzierung der Haushaltsausgaben 1970 um etwa 2 Milliarden DM
3. Konjunkturzuschlag und Aussetzung der degressiven Abschreibung.
Unsere Bundesregierung hat bewiesen, dass sie imstande ist, einen verantwortungsbewußten wirtschaftspolitischen Kurs zu steuern. Sie verdient unser Vertrauen.
Anmerkung der Redaktion:
Alfons Pawelczyk (Jahrgang 1933), 1961 Eintritt in die SPD, 1969-1980 Mitglied des Deutschen Bundestages für den Wahlkreis Hamburg-Wandsbek. Dort tätig im Verteidigungs- und Auswärtigen Ausschuss, 1980-1984 und 1986-87 Innensenator in Hamburg, 1982-1991 Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft, Mitglied des Sicherheitsausschusses beim SPD Parteivorstand. Er war Abrüstungs- und Verteidigungsexperte der SPD.
Im Blickpunkt (Seite 3)
„Was wäre eine Politik im gespaltenen Deutschland, ohne dass wir Berlin hüten wie unseren Augapfel, zusammen mit den Berlinern?“
Herbert Wehner, SPD-Bundesfraktionsvorsitzender am 6. Januar 1971 in Bonn.
* * *
„Der Frieden blieb auch 1970 in Europa bewahrt. Die Politik der Verständigung mit dem Ziel, das militärische Gleichgewicht der Kräfte durch konkrete politische Maßnahmen der Entspannung zu ergänzen, hat Erfolge erreicht. Den ersten Schritten müssen weitere folgen. Der Weg zu einem dauerhaften und gesicherten Frieden ist mühevoll. Unsere Anstrengungen bleiben auch in Zukunft darauf gerichtet, diesen Weg entschlossen weiterzugehen.“
Helmut Schmidt, Bundesverteidigungsminister, am 29. Dezember 1970 in seinem Tagesbefehl zum Jahreswechsel.
***
„Wir haben den Einstieg in die siebziger Jahre, ein Jahrzehnt der Reformen, geschafft und müssen nur wissen, dass es auf sachliche Beharrlichkeit ebenso ankommt wie auf finanzielle Solidität.“
Willy Brandt, Bundeskanzler am 27. Dezember 1970 in Bonn
***
„Mein Wunsch ist: Die Sozialdemokraten mögen sich selbst der Bedeutung der Tatsache bewußt werden, dass sie nach vierzig Jahren, in denen es keine sozialdemokratisch geprägte und geführte Regierung in Deutschland, respektive für die Bundesrepublik Deutschland gegeben hat, diese durch die Wahl 1969 zustande gekommene Regierung mit kräftigen Rückenwind und kritischer Mithilfe weiter voranbringen müssen. Das ist mein Wunsch, der sich auch an die richtet, die in Regierung und Parlament als Sozialdemokraten Verantwortung tragen. Dies ist eine historische Möglichkeit, aus der sich eine sittliche Pflicht ergibt.“
Herbert Wehner, stellv. SPD-Vorsit zender und Fraktionsvorsitzender im Bundestag im Januar-Heft 1971 der „Neuen Gesellschaft“, in Bonn
***
“Nein, nein, nein!“
Robert J. McClosky (48), Sprecher des US-Außenministeriums, am 21. Dezember 1970 auf die Frage, ob sich eine Ostpolitik-Krise zwischen Washington und Bonn anbahne.
***
Aus der Bezirksversammlung (Seite 4 – Auszug–)
Bebauungsplan Farmsen-Berne 7
Die Bezirksversammlung Wandsbek hat sich in der Sitzung am 21. Januar 1971 mit dem Bebauungsplan Farmsen-Berne befasst. Der Plan wurde aufgestellt, um die städtebauliche Ordnung der vorhandenen Bebauung im Bereich der Straßen Busbrookhöhe, Birckholtzweg und Berner Heerweg und die entsprechende Verkehrsführung zu sichern. Darüber hinaus ist eine Grünfläche ausgewiesen. Bereits im Mai des vergangenen Jahres hatte die Beratung des Planes auf der Tagesordnung gestanden, wurde jedoch auf Bitten der Verwaltung wieder abgesetzt. Überlegungen, die eine Wohnbebauung auf dem als Grünfläche vorgesehenen Teil zum Inhalt hatten, führten dazu. Nachdem der Kerngebietsausschuss eine Bebauung westlich des Berner Heerweges (im Grüngebiet) zugestimmt hatte, allerdings mit Einschränkungen, lag die weitere Entscheidung bei der Bezirksversammlung. Der SPD-Fraktionsvorsitzende, Hans-Ehrich Schult, begründete die Meinung seiner Fraktion. Er sagte, dass es Sinn der Verlegung des Berner Heerweges gewesen sei, den immer stärker werdenden Verkehr um die Siedlung „Berner Park“ herumzuführen. Außerdem sollten die Grünflächen, die als Teil des Berner-Au-Grünzuges zu sehen seien, für die Naherholung erhalten bleiben.
Die Fraktion der FDP unterstützte diese Aussage. Der Sprecher der CDU-Fraktion bezeichnete das Gebiet als verkehrsgünstig gelegen und sprach sich für eine Bebauung aus. In der abschließenden Abstimmung wurde der Bebauungsplan Farmsen-Berne 7 gegen die Stimmen der CDU in der ursprünglichen Fassung (ohne Wohnbebauung westlich des Berner Heerweges) verabschiedet. Die Grünflächen werden zu einem Teil durch einen Kleingartenpark gestaltet werden. Die Nutzung des verbleibenden Teils wird bis zur endgültigen Herrichtung weiter einem Bauern überlassen bleiben.
Günther Meier (Bezirksabgeordneter)
Günther Meier (Bezirksabgeordneter)
Anmerkung der Redaktion:
Günther Meier (Jahrgang 1935) trat 1959 in die SPD ein, war jahrelang Mitglied im Distriktsvorstand der Berner SPD und folgte im März 1970 Walter Krug als Bezirksabgeordneter aus Berne in Wandsbek.
Bebauung der Fläche westlich des Berner Heerweges
Die vor 50 Jahren verhinderte Wohnbebauung auf den im Artikel genannten Flächen erfolgte nun doch, und zwar in zwei Bauabschnitten am Heuortsland: 1. Bauabschnitt 1999 mit 187 Wohnungen und 1 Kita; 2. Bauabschnitt 2019 mit 113 Wohnungen und 1 Kita.
1. Internationaler Berner Volkslauf und Volksgehen (Seite 17) am 17. Oktober 1971 in Berne
Der Antrag des FTSV Berne e.V. zur Durchführung einer internationalen Volkslaufveranstaltung ist vom Hamburger Leichtathletik-Verband genehmigt und der Termin (17. Oktober) in den deutschen Volkslaufkalender aufgenommen worden. Wir haben uns an eine große Aufgabe herangewagt und hoffen, sie zur Zufriedenheit aller zum erfolgreichen Abschluss zu bringen. Deswegen wende ich mich schon heute mit einer Bitte an alle Vereinsmitglieder, deren Familienangehörige und Bekannte. Die Vorbereitungen für diese Großveranstaltung – ähnlich dem Poppenbütteler Volkslauf – erfordern erhebliche Vorbereitungsarbeiten. Interessenten, die zur aktiven Mitarbeit bereit sind, um diesen sportlichen Höhepunkt des FTSV Berne zum Gelingen zu verhelfen, darf ich bitten, sich mit mir alsbald persönlich oder fernmündlich in Verbindung zu setzen.
Carl-Heinz Neudeck*
2 Hamburg 72, Berner Koppel 10 a, Tel. 644 43 98
2 Hamburg 72, Berner Koppel 10 a, Tel. 644 43 98
Ende der Zitate aus dem Berner Boten vom März 1971
Heiner Widderich
Heiner Widderich