Die Corona-Pandemie hat das Wohn- und Arbeitsverhalten vieler Hamburgerinnen und Hamburger verändert und auch vielfach auf eine harte Probe gestellt. Wenn Eltern zuhause arbeiten, das Kind spielt oder via Zoom am digitalen Unterricht teilnimmt, mit Freunden skypt oder Hilfe bei den Schulaufgaben hat, ist das eine besondere Belastung.
Auch Aspekte des Arbeitsschutzes spielen plötzlich eine Rolle: Ist der Arbeitsplatz zuhause eigentlich gesund? Tisch, Stuhl, Licht und reicht die Internetverbindung für zwei Videokonferenzen und den VPN-Arbeitsplatz aus?
Wohnen, Mobilität, Freizeit und Arbeit unterliegen ständigen und dynamischen Änderungsprozessen. Nicht erst seit Corona. Diese Prozesse gilt es frühzeitig zu erkennen, in Verbindung zu setzen und daraus die richtigen Schlussfolgerungen auch für Stadtentwicklungs- bzw. Stadtplanungsprozesse zu ziehen. Unterschiedliche Zielgruppen können dabei voneinander abweichende Interessen und Wünsche haben, die es bei der Raum- und Siedlungsplanung zu berücksichtigen gilt.
Dieses betrifft insbesondere auch bereits ersichtliche und sich noch entwickelnde, auch coronabedingte, Veränderungen bei den Wün-schen an Wohnformen und die räumliche Umgebung des eigenen Zuhauses, des gesellschaftlichen Zusammenlebens sowie Erreichbarkeiten und technische Anforderungen zum Beispiel in puncto Digitalisierung.
SPD und Grüne haben daher den Senat ersucht, eine wissenschaftliche Studie in Auftrag zu geben, die das Wohnverhalten und Wohnformen in Hamburg untersucht. Dabei geht es eben nicht nur um Homeoffice und Corona, vor allem langfristige Trends und Tendenzen auch unabhängig von der Pandemie sollen auf ihre Auswirkungen hin untersucht werden. Wie sehen Siedlungen der Zukunft aus und welche Räume werden gebraucht? Die Pandemie hat gezeigt, dass Licht und Luft wieder gewünscht sind. Was ist mit Gärten, Balkonen und wie soll unser Zusammenleben in der Stadt des 21. Jahrhunderts organisiert sein.
Verschiedene Zielgruppen sollen in den Fokus genommen werden: Welche Wünsche haben Seniorinnen und Seni-oren, Studentinnen und Studenten oder Azubis, Familien mit oder ohne Kinder und Singles in der Großstadt.
Bei all diesen Betrachtungen darf gerade aus Sicht der Sozialdemokraten die Bezahlbarkeit nicht unter den Tisch fallen. Beispielsweise ist ein potenzielles Abwandern der Familien aus der Stadt in die Flächenländer aus Kostengründen aus vielerlei Gründen nicht gut für Ham-burg und seine Infrastruktur. Die neue Studie wird einen wichtigen Impuls für die Stadtentwicklung der späten 2020er und 2030er Jahre geben.
Wir setzen heute die Grundlagen für das Hamburg von Morgen. Und dazu wollen SPD und Grüne eine gute, wissenschaftlich fundierte Grundlage heranziehen. Man darf gespannt auf das Ergebnis der Studie sein. Bis Ende 2022 soll dem Parlament ein Bericht vorgelegt werden.
Lars Pochnicht
Beitragsbild:
Wohnungsbau in Farmsen-Berne, (c) 2019 Marc Buttler