Das Bundesverkehrsministerium und die Deutsche Bahn haben erste Pläne für einen zweiten S-Bahn-Tunnel in Hamburg vorgestellt.
Dieser soll den bislang auf der Verbindungsbahn über Dammtor fahrenden S-Bahn-Verkehr aufnehmen, sodass die viergleisige Verbindungsbahn und die bislang von der S-Bahn genutzten Gleise 3 und 4 im Hauptbahnhof dann ausschließlich dem Fern- und Regionalverkehr zur Verfügung stehen.
Dieses Projekt ist ein wesentlicher Baustein für den Deutschland-Takt. Vorangegangene Untersuchungen hatten die Verbindungsbahn und den Hauptbahnhof als Nadelöhre im Fern- und Regionalverkehr ausgemacht.
Die jetzt vorgestellte Konzeption als Grundlage für eine noch zu erstellende Machbarkeitsuntersuchung macht deutlich, dass dieses Projekt auch große Chancen für den Hamburger Nahverkehr bietet.
Der erste Aufschlag des Bundes hält jedoch auch Herausforderungen bereit, die auf Hamburger Seite gelöst werden müssen.
Dazu Ole Thorben Buschhüter, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Bürger-schaftsfraktion: „Wir stehen zum Deutschland-Takt und der mit ihm verfolgten Zielsetzung, den Anteil des Schienenverkehrs in Deutschland spürbar zu erhöhen.
Hierfür brauchen wir gezielte Kapazitätssteigerungen im deutschen Schienennetz. Ein Engpass, den es zu beseitigen gilt, ist die Verbindungsbahn über Dammtor.
Ein zweiter S-Bahn-Tunnel vom Hauptbahnhof nach Altona kann hier die dringend benötigte Kapazitätssteigerung bringen, indem der Fern- und Regionalverkehr dann alle vier Gleise auf der Verbindungsbahn nutzen kann.
Ziel ist es, zusammen mit dem jetzt beginnenden Bau der neuen S-Bahn-Linie S4 zu einer deutlichen Verbesserung des Schienenverkehrs im Bereich des Hauptbahnhofs sowie zwischen Hauptbahnhof und Altona zu kommen. K
lar ist aber auch: Ein Großprojekt wie dieses ist nicht im Alleingang zu realisieren. Die Planungen können nur gelingen, wenn der Bund und Hamburg an einem Strang ziehen. Zahlreiche Fragen, insbesondere der Streckenführung und der Verträglichkeit mit den U5-Planungen, sind noch nicht abschließend geklärt, und müssen auch von den Hamburger Behörden genau geprüft werden.
Vor allem stellt sich mir die Frage, ob an den derzeitigen S-Bahn-Stationen der Verbindungsbahn (Dammtor, Sternschanze, Holstenstraße) nach Realisierung des Tunnels nicht wenigstens Züge des Regionalverkehrs halten sollten, ähnlich wie auf der Berliner Stadtbahn. So bekäme das Großprojekt einen zusätzlichen Nutzen für den Nahverkehr in Hamburg.“
Marc Buttler
Beitragsbild: Verlaufsskizze Tunnel, aus: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Zweiter S-Bahn-Tunnel Hamburg, Konzeption der Einbindung Hamburg Hbf inkl. Betriebskonzept S-Bahnen, der Linienführung und Stationen im Stadtgebiet sowie der Einbindung Hamburg-West, Seite 11, Hamburg, 12.11.2020