Farmsen-Berne vor fünfzig Jahren.
Im Oktober 1970 befasst sich der Berner Bote u.a. mit dem Streit um den Bebauungsplan Farmsen-Berne 7 und der Senatskommission für Umweltschutz.
Im Oktober 1970 befasst sich der Berner Bote u.a. mit dem Streit um den Bebauungsplan Farmsen-Berne 7 und der Senatskommission für Umweltschutz.
Zitate aus dem Berner Boten vom Oktober 1970
Weitere Wohnungen am Berner Heerweg ? (Seiten 1 und 2, Auszug)
Der Bebauungsplan Farmsen-Berne 7 beschäftigt nunmehr seit 5 Jahren die Behörden, die Baudeputation und die Parlamente beim Bezirksamt Hamburg-Wandsbek. Der Bebauungsplan wurde aufgestellt, um die städtebauliche Ordnung der bereits vorhandenen Bebauung und die entsprechende Verkehrsführung zu sichern. Es handelt sich bei dem Plangebiet um die Fläche, die eingeschlossen wird durch die Straße Busbrookhöhe, das Wäldchen am Deepenhorngraben und im Westen durch die Berner Au mit dem Rückhaltebecken. Bebaut ist dieses Gebiet mit vier fünfzehngeschossigen Hochhäusern, zwei sechsgeschossigen und mehreren ein- bis zweigeschossigen Wohngebäuden. Die Fläche zwischen dem Berner Heerweg und der Berner Au ist bisher als Grüngebiet ausgewiesen und soll Teil des Berner-Au-Grünzuges werden. Ein großer Teil der Grünflächen ist für Dauerkleingärten vorgesehen.
Diese vorstehend beschriebene Bebauung wurde am 3. März 1970 in einer Sitzung des Kerngebietsausschusses (Ausschuss der Bezirksversammlung) einstimmig gebilligt. Am 21. Mai 1970 sollte dann die Bezirksversammlung Wandsbek über den Bebauungsplan abstimmen. Hierzu kam es aber nicht mehr, weil die Verwaltung bat, die Beratung wegen kurzfristig an sie herangetragener neuer Gesichtspunkte, die erst einer Überprüfung bedürften, von der Tagesordnung abzusetzen. Diese neuen Gesichtspunkte wurden in der Sitzung des Kerngebietsausschusses am 1. November 1970 vorgetragen. Es handelte sich dabei um einen Vorschlag, nach dem ein Teil der ausgewiesenen Grünfläche in Wohngebiet umgewandelt werden soll. Gedacht ist an eine Bebauung der Fläche zwischen dem Berner Heerweg und der Berner Au (Rückhaltebecken) mit etwa 250 Wohnungen in sechs- bis achtgeschossiger Bauweise. Der Kerngebietsausschuss hat diesen Vorschlag eingehend beraten. Im Vordergrund der Beratungen stand die Frage nach Folgeeinrichtungen (Schulen, Sportanlagen usw.). Hinzu kam die Frage, ob die verhältnismäßig kleine Grünfläche des Berner-Au-Grünzuges im Hinblick auf einen ausreichenden Umweltschutz noch verkleinert werden dürfte. Außerdem hatte die Baudeputation bereits am 22. September 1965 ihre Zustimmung zur Erweiterung der Berner Parksiedlung im Jahre 1966 um die vier Hochhäuser und die zwei sechsgeschossigen Wohnhäuser davon abhängig gemacht, dass der Berner Heerweg als Umgehungsstraße aus der Siedlung herausgenommen und auf keinen Fall eine weitergehende Bebauung westlich der Straße ausgewiesen wird. Wollte man jetzt erneut westlich des Berner Heerweges bauen, würde diese Hauptverkehrsstraße erneut mitten durch die Siedlung gehen.
Der Kerngebietsausschuss hat sich dennoch bei nur einer Stimmenthaltung dafür ausgesprochen, dass die Verwaltung das Gebiet als „Bauerwartungsland“ betrachten dürfte. Der Kerngebietsausschuss macht seine endgültige Entscheidung jedoch davon abhängig, dass das Schulraumproblem gelöst ist. Die Schulen An der Berner Au und Lienaustr. sind ohne Erweiterung nicht in der Lage, Schüler aus zusätzlich erstellten Wohnungen aufzunehmen.
Der Bebauungsplan wird jetzt überarbeitet und erneut der Baudeputation zur Beratung übergeben, um dann wieder auf die Tagesordnung der Bezirksversammlung Wandsbek gesetzt zu werden.
Der SPD-Distrikt Berne vertritt die Auffassung, dass wegen der aufgezeigten Gründe von einer weiteren Bebauung am Berner Heerweg abgesehen werden sollte. Der verbleibende Teil des Grüngebietes würde als Naherholungsgebiet und als wesentlicher Faktor für den Umweltschutz nicht mehr ausreichen. Hinzu kommt, dass die Frage der Folgeeinrichtungen bisher nicht geklärt ist. Der SPD-Distrikt Berne hat daher dem SPD-Fraktionsvorstand der Bezirksversammlung einen Brief zugeleitet, in dem gefordert wird, dass der Bebauungsplan Farmsen-Berne 7 in der ursprünglichen Form verabschiedet wird.
Günther Meier
Günther Meier
Bezirksabgeordneter
2 Hamburg 72, Pferdekoppel 10
Telefon 644 05 90
Anmerkung der Redaktion
Die genannte Grünfläche und die Parzellen der Grabelandfläche wurden in zwei Abschnitten bebaut. Der 1. Abschnitt mit 187 Wohnungen und einer Kindertagesstätte wurde 1999 errichtet, der 2. Bauabschnitt 2019 mit 113 Wohnungen und einer weiteren Kindertagesstätte. Für den 2. Bauabschnitt bedurfte es des neuen Bebauungsplanes Farmsen-Berne 38. Beide Bauabschnitte liegen an der neugebauten Straße Heuorts Land einer Nebenstraße des Berner Heerweges.
Umweltschutz (Seite 12)
Die Bildung einer Senatskommission für Umweltschutz hat der Senat beschlossen. Er trägt damit der Erkenntnis Rechnung, dass die Gefahren, die dem Einzelnen wie der Gesellschaft durch Lärm, Staubablagerungen, Wasserverseuchung und Müllablagerungen drohen, rasch zunehmen. Es ist dies eine vielfach noch verkannte Folge der wirtschaftlichen und zivilisatorischen Entwicklung und es handelt sich hier um ein über Staatsgrenzen hinausgreifendes internationales Problem.
Hamburg gilt hinsichtlich der Schutzmaßnahmen gegen Umweltgefahren im Rahmen der heutigen Möglichkeiten als fortschrittlich. Dennoch ist es nötig kontinuierlich und sorgfältig zu beobachten, ob und welche neuen Gefahrenmomente auch für Hamburg entstehen können. Daher wird es Aufgabe der neuen Senatskommission sein, zunächst einmal übergreifend über die Ressorts festzustellen, in welchem Ausmaß Umweltgefahren beobachtet und bekämpft werden sollen und können. Aufgrund dieser Bestandsaufnahme soll alsdann eine noch wirksamere Zuständigkeitsverteilung erarbeitet werden. Darüber hinaus soll die Senatskommission Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit dem Bund und mit den benachbarten Ländern, aber auch mit Fach- gremien privater und überregionaler Art nutzen, um Vorschläge für einen noch besseren Schutz vor Umweltgefahren zu unterbreiten. Außerdem ermöglicht die Senatskommission jederzeit ein rasches gemeinsames Handeln, so dass mit ihr bei akuten Notständen ein wirksames Verwaltungsinstrument für möglicherweise überbehördliche Entscheidungen zur Verfügung steht.
Die Federführung für die neugebildete Senatskommission für Umweltschutz liegt bei Senator Dr. Seeler. Weitere Mitglieder sind die Senatoren Eckström, Kern, Meister, Rau, Ruhnau und Weiß.
Anmerkung der Redaktion
Schon 1970 hat der Senat erkannt, dass Umweltgefahren bestehen und zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger festgestellt und bekämpft werden müssen.
Die Mitglieder der genannten Senatskommission für Umweltschutz waren Senatoren und vertraten folgende Behörden:
Dr. Hans-Joachim Seeler (SPD) Gesundheitsbehörde,
Wilhelm Eckström (SPD) Behörde für Ernährung und Landwirtschaft,
Helmuth Kern (SPD) Behörde für Wirtschaft und Verkehr,
Caesar Meister (SPD) Baubehörde,
Heinz Ruhnau (SPD) Innenbehörde,
Ernst Weiß (SPD) Arbeits- und Sozialbehörde und
Hans Rau (FDP) Finanzbehörde.
(Seite 17)
Lanteernleed
von Hermann Claudius
Se treckt de Straten op un af
un singt den Sommer all to Graff:
Lanterne! Lanterne!
Uns Lütte geit al ok mit lang
un stammert lisen mit darmank:
Lanterne!
Geel as en grote Appelsien
hangt eer Lanteern. Wat lücht de fien!
Lanterne!
So treckt se hin, so treckt se her.
Un jümmer ward se noch een meer:
Lanterne!
Un sünd s´ dichtbi, denn singt se slecht.
Man sünd s´ wietaf, denn klingt dat recht:
Lanterne!
Un blau un rot un geel un gröön
verweevt tohoop, as weer´t man een
Lanteern…
Ende der Zitate aus dem Berner Boten vom Oktober 1970
Heiner Widderich
Beitragsbild: Karte des Bebauungsplans Farmsen-Berne 7, (c) FHH/Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung (www.hamburg.de/planportal/)
- Ausgaben des Berner Boten als PDF-Dateien
- Rubrik "Das stand im Berner Boten vor 50 Jahren"
- Berner Bote, Oktober 1970 – PDF-Datei
- Bebauungsplan Farmsen-Berne 7, festgestellt am 08.11.1971 (Planrecht)
- Bebauungsplan Farmsen-Berne 7 (Begründung)
- Bebauungsplan Farmsen-Berne 38, festgestellt am 10.01.2017 (Planrecht)
- Begründung zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan-Entwurf Farmsen-Berne 38