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Berner Bote, Volkshaus Berne
Bundeskanzler Willy Brandt, Bericht zur Lage der Nation im Bundestag am 28. Januar 1971; Presse- und Informationsamt der Bundesregierung - Bildbestand (B 145 Bild), B 145 Bild-F033246-0009, CC-BY-SA-3.0-DE, Foto: Ludwig Wegmann

Das stand im Berner Boten vor 50 Jahren (Juni 1970)

Posted on 2020-06-032020-06-03
Farmsen-Berne vor fünfzig Jahren.

Im Juni 1970 befasst sich der Berner Bote u.a. mit den Ende des 2. Weltkrieges  vor 25 Jahren.

Zitate aus dem Berner Boten vom Juni 1970
 

Ende des Zweiten Weltkrieges vor 25 Jahren (Seiten 1-3 und 5-6, Auszug)
Erklärung von Bundeskanzler Willy Brandt vor dem Deutschen Bundestag
Vor 25 Jahren

In diesen Tagen sind 25 Jahre vergangen, seit der totale Krieg des nazistischen Reiches in der totalen Niederlage endete. Nach fast sechs Kriegsjahren schwiegen in Europa endlich die Waffen.

Der von Hitler begonnene Krieg forderte das Opfer von Millionen Menschen, von Kindern, Frauen und Männern, von Gefangenen und von Soldaten vieler Nationen.

Wir gedenken ihrer alle in Ehrfurcht. Das Leid, das ihr Sterben mit sich brachte, und die Leiden, die der Krieg zur Folge hatte, mahnen uns, die Lehren der Vergangenheit nicht zu vergessen und in der Sicherung des Friedens das oberste Ziel unseres politischen Handelns zu sehen.

Die Verpflichtung zum Frieden wird uns in diesen Tagen besonders bewußt. Mit den anderen Völkern teilen wir die Sorge darüber, dass die kriegerische Auseinandersetzung in Südostasien und die Krise im Nahen Osten sich verschärft und ausgeweitet haben. Die Bundesregierung hofft, dass die Bemühungen um eine friedliche Lösung dieser leidvollen und gefahrvollen Konflikte bald erreicht sein mögen.

Wir Deutsche sind dankbar dafür, dass wir seit 1945 von der Geißel des Krieges verschont geblieben sind. Damals vollzog sich mit der bedingungslosen Kapitulation nicht nur der Zusammenbruch des Reiches; die Existenz des Volkes selbst war in Frage gestellt. Das Land war militärisch besetzt. Eine unübersehbare Zahl unserer Landsleute war ohne Haus und Heimat. Die Familien waren zerstreut, die Städte zerstört. Hoffnungslosigkeit drohte den Lebensmut zu ersticken. Vielen erschien es zweifelhaft, ob ein Wiederaufbau gelingen würde.

Die Hauptlast in jener schweren Zeit trugen die Frauen, die Mütter. Sie hatten schon die Ängste der Bombennächte zu überstehen gehabt; harte Arbeit und der Kampf mit dem Hunger waren ihnen auferlegt. Hinzu kam die Sorge um die Männer, die Söhne, die Familie. Es ist angemessen, des Anteils der Frauen an dem Schicksal des ganzen Volkes besonders zu gedenken.

Die Kirchen und andere Institutionen haben unserem Volk ihr Wort zu diesem Tag gesagt. Wenn die Bundesregierung heute mit einer besonderen Erklärung vor den Deutschen Bundestag tritt, so ist es der Sinn dieser Stunde, zu erkennen, was war. Ein Volk muss bereit sein, nüchtern auf seine Geschichte zu blicken. Denn nur wer sich daran erinnert, was gestern gewesen ist, erkennt auch, was heute ist, und vermag zu überschauen, was morgen sein kann.

Das gilt besonders für die jüngere Generation. Sie war nicht beteiligt an dem, was damals zu Ende ging. Die heute Zwanzigjährigen waren noch nicht geboren. Die Dreißigjährigen waren noch Kinder. Und selbst die Vierzigjährigen hatten keinen Anteil an dem, was 1933 über uns kam. Dennoch ist niemand frei von der Geschichte, die er geerbt hat.

Dies wird jedem klar, der – wie ich selbst erst vor wenigen Wochen –  vor dem Mahnmal eines der ehemaligen Konzentrationslager steht. Auch diese gilt es zu sehen: Was in jenen Tagen vor 25 Jahren von unzähligen Deutschen neben der persönlichen als nationale Not empfunden wurde, war für andere Völker die Befreiung von Fremdherrschaft, von Terror und Angst. Auch für die Mehrheit des deutschen Volkes erwuchs die Chance zum Neubeginn, zur Schaffung rechtsstaatlicher und demokratischer Verhältnisse.

Für jeden der damals Lebenden war das Jahr 1945 ein tiefer Einschnitt. Es war auch ein tiefer Einschnitt in der Geschichte unseres Volkes. Die europäische Landkarte wurde entscheidend verändert. Weite Gebiete Deutschlands wurden anderen Staaten zugeschlagen. Die markanteste der Besatzungslinien jener Zeit bestimmt noch heute die Grenzlinie, die Deutschland teilt. Im aktuellen politischen Geschehen haben wir uns immer noch mit der politischen Wirklichkeit auseinanderzusetzen, die durch die Niederlage des Hitler-Reiches entstanden ist. So ist es nicht nur für uns und nicht nur in diesem Teil der Welt. Der Zweite Weltkrieg ging zuerst in Europa und erst dann in Asien zu Ende. Auch andere Länder wurden in seiner Folge geteilt. Blutige Konflikte schlossen sich an. Zum anderen haben die ersten Atombomben, die 1945 den Krieg gegen Japan beendeten, das nukleare Zeitalter eröffnet  –  mit seinen Dimensionen des Schreckens, aber auch jenen des Fortschritts.

1945 wurde die Organisation der Vereinten Nationen gegründet. Sie leitete, bei allen Unzulänglichkeiten, eine Epoche internationaler Zusammenarbeit von bisher ungekannter Intensität ein. Die Bildung zahlreicher neuer Staaten nach Beendigung des Zeitalters des Kolonialismus hat dazu entscheidend beigetragen. Diese internationale Zusammenarbeit muss ausgeweitet werden, damit die internationalen Spannungen abgebaut werden können.

Unsere Politik ist auf den Frieden ausgerichtet

Deshalb bemühen sich die Regierungen des Westens darum, in Europa die friedliche Kooperation mit den Staaten des Ostens zu verstärken. Dies geschieht in dem Bewusstsein, dass friedliche, aktive Koexistenz am besten gefördert wird, wenn die Völker zusammen an die Lösung von Problemen herangehen, die ihnen gemeinsam sind.

Die Bundesrepublik Deutschland nimmt an diesen Bemühungen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, voll Anteil. Sie ist zu einem geachteten und vielfach auch begehrten Partner der Völkergemeinschaft geworden. Dies kann uns mit Genugtuung erfüllen. Aber wir dürfen darüber doch nicht vergessen, dass die Narben, die der Krieg hinterlassen hat, noch nicht überall verheilt sind, dass das Mißtrauen uns gegenüber noch nicht verschwunden ist, sondern bei manchem, auch geringfügigen Anlass wieder sichtbar wird.

„Es gibt schwierige Vaterländer“, hat Bundespräsident Heinemann bei seinem Amtsantritt gesagt, und er fügte hinzu, eines davon sei Deutschland. Sel­ten war Deutschland ein schwierigeres 

Vaterland als 1945. Damals war dieses Bewusst­sein allgemeiner, als es heute ist. Seit dem ist schon der Begriff des Vaterlandes vielen jüngeren Menschen fremd geworden. Aber gleich, ob wir von Vaterland, von Heimat oder von der Nation sprechen: Das Bewusst­sein, dass es Deutschland gibt und dass die Deutschen sich als ein Volk verstehen, ist nicht erloschen.

Der Wiederaufbau Deutschlands

Dieses deutsche Volk hat sich 1945 verbissen und fleißig an die Arbeit gemacht – in beiden Teilen Deutschlands. Die sichtbaren Trümmer des Krieges wurden geräumt. Die Städte und Dörfer wurden wieder aufgebaut. Neue Arbeitsplätze wurden geschaffen. Industrie und Handel zu einer in der Welt bewunderten Blüte gebracht. 

All das wäre nicht möglich gewesen ohne die Mitarbeit der Vertriebenen und Flüchtlinge. Sie wurden Bürger unserer gemeinsamen neuen Heimat und ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft. Diese Eingliederung kann wohl als größte Leistung der deutschen Nachkriegsgeschichte angesehen werden.

Der Wiederaufbau Deutschlands war das Ergebnis der Arbeit von Menschen aus allen Schichten unseres Volkes. Nur wer sich daran erinnert, wie es 1945 aussah, kann den Abstand ermessen, der zwischen heute und damals liegt.

Die Bundesrepublik Deutschland

Wir in der Bundesrepublik Deutschland konnten uns in den Jahren nach 1945 eine neue demokratische Ordnung geben. Sie bedarf gewiß noch ständiger Reformen, Verbesserungen und Ergänzungen. Insgesamt aber ist sie die freiheitlichste Verfassung, sowohl den Bestimmungen als auch der Praxis nach, die es in der deutschen Geschichte je gegeben hat. Die Kraft unserer neuen Demokratie hat es ermöglicht, dass – anders als nach dem Ersten Weltkrieg – alle Parteien in diesem Hohen Hause fest auf dem Boden der Verfassung stehen.

Die vereinigten Staaten von Europa

Die Teilung der Welt in zwei große Machtblöcke hat aber zugleich Europa gespalten, unser Land und seine alte Hauptstadt in zwei Teile zerrissen und unsere Verständigung mit den Völkern im Osten verzögert. Verständigung und Aussöhnung mit diesen ist – wie wir alle wissen – besonders schwierig. Aber sie ist im Interesse des Friedens ebenso notwendig wie die mit dem Westen. In dieser Hinsicht müssen wir da beginnen, wo wir 1945 oder 1949 gegenüber dem Westen standen.

Es gibt bittere und schmerzhafte Realitäten wie die der Grenzlinie, die Deutschland teilt. Und die der Grenze an Oder und Neiße. Es gibt aber auch hoffnungsvolle Realitäten wie die der fortdauernden und lebendigen Wirklichkeit einer deutschen Nation. Und die der festen Bindungen zwischen der Bundesrepublik und West-Berlin. Und nicht zuletzt gibt es die unverkennbare und zukunftsträchtige Realität Europa. Die beiden Weltkriege unseres Jahrhunderts hatten ihren Ursprung in der Rivalität der europäischen Mächte.

Der begonnene europäische Zusammenschluss ist wohl das zukunftsträchtigste Ergebnis der tragischen Ereignisse des Jahres 1945. Er ist zugleich eine der wichtigsten Voraussetzungen für die europäische Friedensordnung, die das Ziel der Politik aller europäischen Staaten sein muss, im Westen wie im Osten. Man mag es mißverstehen, aber ich hoffe, man wird es richtig verstehen, wenn ich sage:

Erst eine europäische Friedensordnung wird den Schlussstrich der Geschichte ziehen können unter das, was sich für uns Deutsche mit dem Jahr 1945 verbindet.  

Anmerkung der Redaktion:
Wegen des aktuellen Bezugs – heute im Jahre 2020 jährte sich am 8. Mai der Tag der Befreiung von der Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus zum 75. Mal – wird die Regierungserklärung von Bundeskanzler Willy Brandt vom Mai 1970 ausführlich wiedergegeben, weil sich in seiner Rede mit dem Titel „Ende des Zweiten Weltkrieges vor 25 Jahren“ Erinnerungen von vielen älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern widerspiegeln und seine auch heute noch aktuelle Rede für uns alle eine Mahnung darstellt, die 1945 errungene Freiheit und Demokratie wehrhaft zu verteidigen.  

Willy Brandt (1913-1992)
Seit 1930   Mitglied der SPD
1964-1987 SPD-Parteivorsitzender
1957-1966 Regierender Bürgermeister    von Berlin
1966-1969 Bundesaußenminister und Vizekanzler im Kabinett Kiesinger
1969-1974 Bundeskanzler
1971    Unterzeichnung der Ostverträge mit Moskau und Warschau
1971    erhielt Willy Brandt für seine neue Ostpolitik den Friedensnobelpreis

Dr. Gustav Heinemann (1899-1976)
Der Sozialdemokrat Dr. Gustav Heinemann wurde im März 1969 für fünf Jahre zum Bundespräsidenten gewählt.

Ende der Zitate aus dem Berner Boten vom Juni 1970  
Heiner Widderich
 
 
Beitragsbild: Bundeskanzler Willy Brandt, Bericht zur Lage der Nation im Bundestag am 28. Januar 1971; Presse- und Informationsamt der Bundesregierung – Bildbestand (B 145 Bild), B 145 Bild-F033246-0009, CC-BY-SA-3.0-DE, Foto: Ludwig Wegmann
 


Monatszeitschrift für Farmsen-Berne und Umgebung, Juni 2020

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