Im Mai 1970 befasst sich der Berner Bote u.a. mit den Wahlen zu Bürgerschaft und Bezirksversammlung sowie der Hauptversammlung des FTSV Berne e.V. (heute tus Berne).
Der 22. März 1970 mit den Wahlen zur Bürgerschaft und den Bezirksversammlungen liegt jetzt hinter uns. Von mir wurde dieser Tag seit langer Zeit mit Spannung erwartet. War ich doch das erste Mal Kandidat für ein Parlament. Sie, verehrte Berner, haben in der Mehrzahl dazu beigetragen, dass die Spannung nicht zur Enttäuschung wurde. Ich bin seit dem Wahltag als Sozialdemokrat Ihr Abgeordneter in der Bezirksversammlung Wandsbek. Für Ihr Vertrauen bedanke ich mich recht herzlich.
Die eigentliche Arbeit begann am 23. April 1970 mit der ersten Sitzung der Bezirksversammlung. Meine Aufgabe als Bezirksabgeordneter sehe ich darin, die Arbeit meines jetzt für den Bereich Meiendorf zuständigen Freundes Walter Krug fortzusetzen und darüber hinaus durch eigene Initiative, durch Ihre Anregungen und nicht zuletzt durch weitere gute Zusammenarbeit mit unserem Bürgerschaftsabgeordneten, Heiner Widderich, den Bezirk Wandsbek, dabei besonders Berne, noch schöner und für ein Gemeinschaftsleben wertvoller zu gestalten. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass nicht alle Wünsche erfüllt werden können, dürfen jedoch zuversichtlich sein, dass dringende Anliegen mit Vorrang erledigt werden. Damit Sie Anregungen übermitteln können, gebe ich noch einmal meine Anschrift bekannt: Hamburg 72, Pferdekoppel 10, Fernsprecher 644 05 90.
Ich bitte Sie recht herzlich, von Ihren demokratischen Möglichkeiten recht oft Gebrauch zu machen.
Die gute Gepflogenheit, über die Arbeit der Bezirksversammlung zu berichten, werde ich fortsetzen.
Bis zur nächsten Ausgabe des Berner Boten
Ihr Günther Meier Bezirksabgeordneter
Anmerkung der Redaktion:
Gleichzeitig mit der Bürgerschaftswahl am 22. März 1970 fanden die Wahlen zu den Bezirksversammlungen statt. In die Bezirksversammlung Wandsbek zogen 27 (bisher 29) Abgeordnete der SPD, 19 (bisher 17) der CDU und 4 (bisher 4) der FDP ein.
In Berne und Karlshöhe erreichte die SPD wie in allen vorhergehenden Wahlen weit über 60 % (genau 64,1 %) der abgegebenen gültigen Stimmen, während die CDU mit 24,5 % und die FDP mit 6,6 % weit unter dem Landesdurchschnitt blieben. Aus Berne wurden für die SPD Günther Meier in die Bezirksversammlung Wandsbek und Heiner Widderich in die Hamburgische Bürgerschaft gewählt.
Senator Heinz Ruhnau
Das Verhältnis zur Jugend ist besser geworden! (Seite 2, Auszug) „Die Hamburger Bürgerschaftswahl hat deutlich gemacht: Bei stabilen politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen kommen die radikalen Parteien über den Stimmzettel nicht an die Macht. Sie sind weit abgeschlagen. Diese Tatsache ist schon in der letzten Bundestagswahl deutlich geworden. Der Hamburger Wähler hat das noch einmal bestätigt. Auch die rund 135 000 Jungwähler haben ihre Stimme eindeutig den demokratischen Parteien gegeben. Sie sind den radikalen Parteien nicht auf den Leim gegangen“, erklärte Senator Ruhnau vor dem „American Club of Hamburg“. Viele hätten Zweifel an der politischen Entscheidungsfähigkeit der Jungwähler geäußert. Es sei mit der angeblichen „Unselbständigkeit und Verführbarkeit“ der Jugend, mit „Einseitigkeit und Überschwang des Urteils“ argumentiert worden.
Die Proteste der Jugend waren notwendig
Über das Vertrauen zur Jugend sprach der Senator im weiteren Verlauf seiner Ansprache; denn ob der zweite Anlauf zur Demokratie in Deutschland gelingen wird, hänge von der Politik ab, die heute betrieben würde. „Dazu gehört auch ein besseres Verhältnis zur jungen Generation. Diese Jugend ist unruhig.
Sie protestiert gegen
– eine unempfindlich gewordene, inhumane Welt;
– überholte traditionelle Autorität;
– ein unsicher gewordenes Leben in einer technisch perfektionierten Welt.
Diese Proteste und Demonstrationen haben uns allen viel Unannehmlichkeiten gemacht. Sie haben auch unser „schlechtes Gewissen“ berührt. Wir waren mit dem Erreichten zufrieden. Es war für uns besser als alles, was vor dem gewesen war. Die Demonstrationen schreckten uns auf, sie störten uns. Heute wissen wir: Die Proteste waren notwendig. Ohne sie wäre unsere politische und gesellschaftliche Ordnung erstarrt. Ohne sie hätten wir die Weichen für den Weg zum Jahr 2000 nicht rechtzeitig gestellt. Wir hätten die Zeit verschlafen. Eine alte Erfahrung hat sich bestätigt: Jeder Wandel wird erst durch Proteste, durch Aufbegehren gegen das Bestehende eingeleitet und möglich. Es mag Sie überraschen, dass ich als Innensenator das sage. Aber ohne Protest gäbe es keinen gesellschaftlichen Fortschritt, ohne Protest kein allgemeines Wahlrecht; ohne Proteste gäbe es auch keinen AchtStunden-Tag.
Die Demonstrationen haben ein Zweites deutlich gemacht: Das politische und gesellschaftliche System in der Bundesrepublik ist flexibler, als manche in diesem Lande geglaubt haben. Die Jugend hat erfahren, dass unser politisches System reformfähig ist. Sie hat neues Vertrauen zu der parlamentarischen Demokratie gefaßt. Diesen Ansatz des Vertrauens dürfen wir nicht enttäuschen. Wir müssen den Jungen helfen, in diesem Staat eine ihnen gemäße Verantwortung zu übernehmen.“
Anmerkung der Redaktion:
Heinz Ruhnau (* 5. März 1929 in Danzig) Mitglied der SPD seit 1949.
1959 wurde er Bezirksleiter der IG Metall Küste.
1966-1974 stellvertretender SPD-Landesvorsitzender in Hamburg.
1961-1974 Mitglied der Hamburgische Bürgerschaft.
1965-1973 Innensenator in Hamburg.
1974-1982 Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr.
1982-1991 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa.
Die erwähnte letzte Bundestagswahl fand am 28. September 1969 statt, die letzte Bürgerschaftswahl am 22. März 1970.
Hauptversammlung des FTSV Berne e.V. (Seiten 12/13)
Postanschrift: 2 Hamburg 72, Berner Heerweg 401, Textilhaus Schruhl; 1. Vorsitzender Adolf Keilhack, 2 Hamburg 72, St.-Jürgen-Str. 32, Tel. 644 87 32
Zweitausend und sechs
Auf der im März 1970 statt gefundenen Hauptversammlung wurde berichtet, dass der Verein mit 2006 (z.Z. 2100) Mitgliedern nunmehr zur Gruppe der Hamburger Großvereine gehört. Gegenüber 1968 betrug der Mitgliederzuwachs 25%. Die stürmische Entwicklung der letzten Jahre setzte sich damit fort, obwohl 1968 kein wesentlicher Zugang an Neubauwohnungen zu verzeichnen war. Die jetzige Größe des Vereins zwingen daher den Vorstand zu überlegen, in welchem Umfang die ehrenamtliche Arbeit aufrechterhalten werden kann. Die Einrichtung einer Geschäftsstelle und die Anstellung einer Bürokraft, die Einziehung des Beitrages durch das Einzugsverfahren der Geldinstitute, wie aber auch der Neubau eines Vereinshauses wurden dabei auf der Hauptversammlung als vordringlich bezeichnet. Um die jugendlichen Mitglieder frühzeitig für die Vereinsarbeit zu interessieren, wurde einstimmig beschlossen, das aktive Wahlrecht von 18 auf 16 Jahre herabzusetzen. Die Beitragszahlung soll zukünftig vierteljährlich bis zum 10. des zweiten Monats eines Quartals erfolgen. Mit großer Mehrheit wurde die Neufestsetzung der Beiträge beschlossen.
Für den neuen Vorstand kandidierte nicht mehr als Kassiererin Frau Edith Hannemann; 21 Jahre war sie allein in dieser Funktion ehrenamtlich tätig. Ferner stellten sich nicht zur Wiederwahl der 1. Vors. Adolf Roschlaub und der Sportwart Jürgen Schmidt.
Die Versammlung dankte den Ausscheidenden in herzlicher Weise.
Zu neuen Vorstandsmitgliedern wurden gewählt: 1. Vors. Adolf Keilhack, 2. Vors. G. Hinz, Kassierer A. Schruhl, Schriftführerin L. Seils, Sport- und Jugendwart G. Maiwald, Pressewart J. Seidensticker.
Anmerkung der Redaktion:
Am 17.5.1924 wurde der Berner Turnverein gegründet, da war die Gartenstadt-Siedlung in Berne noch nicht einmal zur Hälfte gebaut.
1930 wurde der Berner Turnverein in Freier Turn- und Sportverein Berne ( FTSV Berne) umbenannt und zeigte hier jetzt auch im Namen, dass er ein Arbeitersportverein war. 1963 wurde der Name noch einmal geändert in Turn- und Sportverein Berne (tus BERNE) und hat heute etwa 3500 Mitglieder, etwa gleichviel wie 1970.