Zitate aus dem Berner Boten vom März 1969
Der Berner Bote vom März 1969 stand ganz im Zeichen des 50jährigen Jubiläums der Gartenstadt Hamburg e.G.m.b.H. und umfasste 40 Seiten.
Auf 22 Seiten wurde die Gartenstadt Hamburg mit ihrer 50jährigen Geschichte vorgestellt. Im folgenden bringen wir einen gekürzten Auszug davon:50 Jahre Gartenstadt Hamburg (Seite 1 und Seiten 10-30)
Am 25. März 1969 ist es genau 50 Jahre her, dass sich alle an einer Gartenstadt interessierten Personen im St. Georger Bürger-Kasino trafen und beschlossen, eine Genossenschaft unter dem Namen „Gartenstadt Hamburg e.G.m.b.H.“ zu gründen. Das erklärte Ziel dieser Genossenschaft war es, in gemeinnütziger Weise für die minderbemittelten Bevölkerungsschichten gesunde und zweckmäßig eingerichtete Wohnungen mit dem dazugehörigen Gartenland zu bauen.
Der BERNER BOTE und sein Herausgeber nehmen das 50jährige Bestehen der Gartenstadt Hamburg zum Anlass, der Jubilarin die herzlichsten Glückwünsche auszusprechen und ihr für die Zukunft weiterhin Erfolg in ihrem Bestreben zu wünchen, die nach dem Zweiten Weltkrieg eingetretene Wohnungsnot durch den Bau zeitgerechter Wohnungen mit lindern zu helfen. Uns ist das Jubiläum der Gartenstadt Hamburg gleichzeitig ein willkommener Anlass, um auf den nächsten Seiten einmal etwas eingehender über dieses gemeinnützige Wohnungsunternehmen zu berichten, dessen erstes großes Bauprojekt – die Gartenhaus-Siedlung in Berne – sich mit dem Kern unseres Verbreitungsgebietes deckt.
DIE GARTENSTADT HEUTE
Die gemeinnützige Baugenossenschaft hat heute rund 1750 Mitglieder und einen Wohnungsbestand von 1532 Wohnungen, davon entfallen lediglich 579 Wohnungen einschließlich der Altrentner-Wohnungen an der Kleinen Wiese und der Wohnungen im Postgebäude auf die alte Berner Siedlung. Der überwiegende Teil der Wohnungen liegt heute entweder in unmittelbarer Nähe der Siedlung (U-Bahnhof Berne und Birckholtzweg) oder in den benachbarten Ortsteilen Farmsen, Bramfeld, Oldenfelde und Meiendorf. Zur Zeit befinden sich 208 Wohnungen an der Saseler Straße/Kriegkamp im Bau. Hier entsteht auch das erste Hochhaus der Genossenschaft. Einen Stillstand gibt es für die Gartenstadt Hamburg nicht, denn als gemeinnütziges Wohnungsunternehmen wird die Gartenstadt Hamburg auch in Zukunft ihrem Wahlspruch treu bleiben, für einkommensschwächere Familien lebensgerechte Wohnungen zu erschwinglichen Mieten zu bauen.
VORGESCHICHTE
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde in England zum ersten Mal in einer Schrift die Idee von der Gründung einer Gartenstadt verkündet. Die Idee sprang hinüber zum Festland und bereits 1906 entstanden bei Karlsruhe und Dresden die ersten deutschen Gartenstadt-Genossenschaften.
GRÜNDUNG
Hervorgerufen wurden die Gründungsaktivitäten durch die schnell wachsenden Industriestädte mit ihren ungesunden Miet-kasernen. Am 25. März 1919 fand die Gründungsversammlung für die Gartenstadt Hamburg e.G.m.b.H. statt. Ungeduldig hielt man nach geeignetem Bauland Ausschau und war überglücklich, als es im September 1919 gelang, einen Kaufvertrag über das 106 Hektar große Gut Berne zum Preise von 2,5 Millionen Mark abzuschließen.
BAUBEGINN
Bereits Anfang Februar 1920 wurde mit dem Bau der ersten 34 Häuser an der Hauptstraße (Berner Heerweg) begonnen.
DIE SIEDLUNG WÄCHST
Die fortschreitende Geldentwertung brachte die Genossenschaft vorübergehend in finanzielle Schwierigkeiten, die aber durch eine Lotterie mit einem Überschuss von 65 000 Mark überwunden werden konnte. Bis zum Jahre 1921 wurden nur die begonnenen 34 Häuser fertiggestellt. Weitere acht Jahre verstrichen, bis der Bau der gesamten Siedlung mit ihren 550 Wohnungen mit der Schlusssteinlegungsfeier am 22. Oktober 1929 in der Lienaustraße 28/30 abgeschlossen werden konnte.
VOLKSHAUS BERNE UND SCHULE BERNE
Im letzten Baujahr der Siedlung ging auch ein lang gehegter Wunsch der Bewohner in Erfüllung. Ein großes Gemeinschaftshaus, das Volkshaus Berne, wurde errichtet und am 23. März 1929 festlich eingeweiht. Mit einem Kostenaufwand von 70 000 Reichsmark wurde ein Stallgebäude des ehemaligen Gutshofes zum Volkshaus umgebaut. Der Bau der Siedlung war abgeschlossen, über 500 Familien waren eingezogen, aber noch immer fehlte eine Schule in Berne. 1929 konnte die Schule endlich gebaut werden, nachdem die Genossenschaft 57 000 qm Land einschließlich des Berner Waldes an den Staat verkauft hatte. Am 23. Oktober 1930 konnte dann endlich die nach den Entwürfen des Architekten Professor Fritz Schumacher gebaute Schule eingeweiht werden.
SCHWERE ZEITEN
Die Weltwirtschaftskrise mit ihren verheerenden Auswirkungen auf die arbeitende Bevölkerung zwang auch die Gartenstadt Hamburg vorerst alle Pläne für eine Erweiterung der Gartenstadtsiedlung zurückzustellen. Als sich die wirtschaftlichen Verhältnisse allmählich zu festigen begannen, brach der braune Faschismus über Deutschland herein. Während der Zeit der Diktatur wurden lediglich zwei Häuser mit zehn Wohnungen beim Freibad Farmsen (Neusurenland) und die 24 Altrentner-Wohnungen an der Kleinen Wiese errichtet. Außerdem fand in dieser Zeit mit Vertrag vom 27. Oktober 1939 die Fusion zwischen der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Bramfeld e.G.m.b.H. und der Gartenstadt Hamburg statt. 102 Wohnungen an der Rotdornallee/Berner Chaussee und an der Fabriciusstraße 149/151 gingen damit in den Besitz der Gartenstadt Hamburg über. Weitere 150 Wohnungen wurden im Frühjahr 1942 an der Ole Wisch in Bramfeld angekauft. Von den nun vorhandenen 830 Wohnungen wurden 50 durch Kriegseinwirkungen zerstört und konnten erst nach und nach bis 1952 wieder aufgebaut werden. Nach dem Zusammenbruch mussten die durch die braunen Machthaber eingesetzten Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder ihre Ämter niederlegen. Am 7. Oktober 1945 trat zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg wieder eine Generalversammlung zusammen und wählte in freier Entscheidung einen neuen Aufsichtsrat.
NEUE WOHNANLAGEN
1950 der erste echte Neubau Berner Allee 16 mit 5 Wohnungen, einer Apotheke und einem Postamt. 1951/52 wurden an der Dreieckskoppel 147 Wohnungen neu gebaut, unmittelbar danach 132 Wohnungen und einige Läden am Bahnhof Berne, die der Siedlung ein völlig neues Gesicht gaben. 1961 übernahm die Genossenschaft 54 Wohnungen von einer anderen Wohnungsgesellschaft am Buddenbrookweg und baute selbst 24 Wohnungen an der Ole Wisch in Bramfeld und 1963 weitere 18 Wohnungen am Schulpfad in Oldenfelde. 1964/65 übernahm man weitere 64 Wohnungen von einer anderen Gesellschaft am Wildschwanbrook in Meiendorf und baute selbst 12 Wohnungen am Neusurenland in Farmsen. 1966-1968 entstanden weitere 100 Wohnungen an der Rotdornallee in Bramfeld und 96 Wohnungen am Birckholtzweg in Berne.
GUTE WÜNSCHE
Wir wünschen der Gartenstadt Hamburg weiterhin viel Erfolg und hoffen, dass ihr auch in Zukunft die tatkräftigen Frauen und Männer zur Verfügung stehen, die aus echtem genossenschaftlichen Geist heraus ihre Schaffenskraft zum Wohle des gemeinnützigen Wohnungsunternehmens einsetzen.
Heiner Widderich
Anmerkung der Redaktion: Der Verfasser des Artikels, Heiner Widderich (Jahrgang 1935), wohnte seit seiner Geburt 83 Jahre in der Siedlung Berne, und zwar im Moschlauer Kamp und in der Kuhkoppel. Seit dem 1.8.2018 wohnt er in Bramfeld in einer Etagenwohnung der Gartenstadt Hamburg. Seit 1959 Mitglied der Gartenstadt Hamburg und dort Mitglied im Aufsichtsrat von 1964-1976 (1973/74 Vorsitzender). Verfasser der Jubiläumsfestschrift „Gartenstadt Hamburg e.G.m.b.H. – 50 Jahre“ im Jahr 1969.
Ende der Zitate aus dem Berner Boten vom März 1969
Harm-Dieter Hauto