Am 1. November 2018 startete das Winternotprogramm. Es bietet bis Ende März 2019 insgesamt 760 zusätzliche Übernachtungsplätze sowie umfangreiche Beratungsangebote, um die bestehende Obdachlosigkeit zu überwinden. Im vergangenen Winter fanden 331 Menschen den Weg ins soziale Hilfesystem und leben nun nicht mehr auf der Straße. Das Winternotprogramm wird überwiegend von fördern und wohnen im Auftrag der Stadt betrieben.
400 Schlafplätze befinden sich in der Friesenstraße, diese Einrichtung eignet sich auch für Menschen mit körperlichen Behinderungen. Rund 250 Schlafplätze stehen in Container-Modulhäusern in der Kollaustraße 15 zur Verfügung. Rund 100 Schlafplätze werden als Reserve vorgehalten.
Ca. 110 Schlafplätze sind zusätzlich bei Kirchengemeinden, bei der Hochschule für angewandte Wissenschaften und bei der Evangelischen Hochschule für Sozialpädagogik beim Rauhen Haus verteilt.
Teil des Winternotprogramms ist außerdem die nächtliche Wärmestube in der Hinrichsenstraße 4 mit 100 Plätzen. Sie steht an den Wochenenden und Feiertagen zudem als zusätzliches Tagesaufenthaltsangebot zur Verfügung.
Die ganzjährige Notübernachtungsstätte Pik As ist auch im Winter geöffnet. Die dortige Belegung erfolgt in den Wintermonaten grundsätzlich über die Standorte des Winternotprogramms.
Im diesjährigen Winternotprogramm werden erneut zahlreiche Anregungen der Nachbarschaften berücksichtigt. Es wird erneut eine erweiterte Öffnungszeit in den Morgenstunden (bis 9:30 Uhr) geben. Darüber hinaus wird ein Bus-Shuttle zum Standort Kollaustraße eingerichtet. Ein Bus wird vom Standort Friesenstraße in den Abendstunden einmalig in die Kollaustraße fahren und in den Morgenstunden eine Rückfahrt in die Innenstadt anbieten. Verschließbare Schränke haben sich bereits im vergangenen Winter bewährt. Sie werden erneut überall angeboten.
„Wir helfen bei der Überwindung von Obdachlosigkeit“, erklärt Sozialsenatorin Melanie Leonhard. „Die Sozialberatung in den Unterkünften wurde erstmalig schon 2016 verstärkt. Dadurch können wir immer mehr Menschen erreichen und dabei helfen, das Leben auf der Straße hinter sich zu lassen. Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit hohem Engagement diese wichtige Arbeit leisten.
In den vergangenen Jahren entwickelten sich die Vermittlungszahlen wie folgt: 135 Personen im Winter, 2015/2016, 278 Personen im Winter 2016/2017, 331 Personen im Winter 2017/2018.
Alle Nutzerinnen und Nutzer des Winternotprogramms erhalten eine Perspektivberatung, unabhängig von Nationalität, Geschlecht oder Alter. Personen mit Ansprüchen auf Sozialleistungen können öffentlich-rechtlich untergebracht werden. Personen aus anderen Ländern, deren Notlage insbesondere aufgrund des fehlenden Zugangs zum sozialen Hilfesystem nicht in Hamburg aufgelöst werden kann, erhalten in der Beratung konkrete Hilfestellungen zur Rückkehr in ihre Herkunftsländer und ggf. dort bestehenden Wohnraum.
Im vergangenen Winter haben bei fördern & wohnen 2.610 Beratungsgespräche stattgefunden. Das sind rund 17 Prozent mehr Gespräche als im Jahr davor. Insgesamt wurden 1.193 unterschiedliche Personen erreicht. Hinzu kommen Beratungen bei weiteren Stellen, mit denen das Winternotprogramm eng kooperiert, etwa die Anlaufstelle für wohnungslose EU-Bürger / plata.
„Nicht selten lassen sich Obdachlose erst auf Beratungsgespräche ein, nachdem sie ein paar Tage oder Wochen das Übernachtungsangebot nutzen und Vertrauen fassen. Hierbei spielen freiwillig Engagierte mitunter eine große Rolle. Ich freue mich deshalb sehr, dass die Freiwilligen vom Förderverein Winternotprogramm auch in diesem Jahr wieder mithelfen und sich sogar zahlreiche neue engagierte Bürgerinnen und Bürger hierfür gemeldet haben. Mit Stullen, Suppe und heißen Getränken – aber auch mit einem Ohr für die Sorgen der Menschen – geben sie dem Winternotprogramm in Hamburg eine besonders menschliche Note“, würdigt Senatorin Leonhard.
Marc Buttler