Zitate aus dem Berner Boten vom November 1968
Hundert Jahre Gewerkschaften (Seite 13)
Das einzige sichtbare Feierzeichen war die Bundesfahne: Sie flatterte am 27. September über der DGB-Zentrale in Düsseldorf als Erinnerung an die Gründung der ersten gewerkschaftlichen Spitzenorganisation vor hundert Jahren in Deutschland. Rund zweihundert Delegierte aus 56 Berufszweigen und 105 Städten und Gemeinden vertraten damals in der Hauptstadt des Norddeutschen Bundes, in Berlin, 140 000 Arbeiter, gründeten für sie den „Allgemeinen Deutschen Arbeiterschaftsverband“ als gewerkschaftliche Dachorganisation.
Mit diesem Ereignis hatte eines der „aufregendsten und bedeutsamsten Kapitel der modernen Zeit“ begonnen. So Ludwig Rosenberg, der Vorsitzende des DGB zur 100-jährigen Wiederkehr des Gründungstages. In der Tat: Von dieser Konstituierung der gewerkschaftlichen Dachorganisation in dieser Zeit ging eine Bewegung aus, die das Gefüge unserer Gesellschaft geprägt und mit gestaltet hat.
Zwar blieb die Arbeit des jungen Verbandes zunächst ohne spektakuläre Erfolge. Polizei hinderte die organisierten Arbeiter immer wieder aufs neue daran, ihre Forderungen nach gerechten Löhnen, nach normaler Arbeitszeit, nach Streikrecht und dem Verbot der Kinderarbeit in die Tat umzusetzen. Doch die Gewerkschaftsbewegung überstand alle Niederlagen, Verbote und blutige Repressionen – damals und vor allem in der Nazi-Diktatur.
Heute, hundert Jahre nach dem Gründungsakt, ist die Gewerkschaftsbewegung, im Deutschen Gewerkschaftsbund vereint, stärker als je zuvor. Aus dem harten Streit gegen monarchistische Polizeibevormundung, gegen Klassenstaat und ausbeuterisch gesonnenes Manchestertum gingen die „Verdammten dieser Erde“ endlich doch als eine „stolze und freie und selbstbewußte Arbeitnehmerschaft in einer freien demokratischen Gesellschaft“ hervor. E. Wiemers
Anmerkung der Redaktion:
Der Allgemeine Deutsche Arbeiterschaftsverband war eine im Umfeld des ADAV gegründete gewerkschaftliche Dachorganisation, hervorgerufen durch den Aufschwung der Wirtschaft in Deutschland seit etwa 1866. Vor diesem Hintergrund kam es zu zahlreichen Arbeitskämpfen. Die Führer des ADAV waren als Anhänger Lassalles eigentlich keine Befürworter der Gewerkschaftsbewegung, aber die Arbeitskämpfe setzte die Partei unter Druck. Ein Allgemeiner Deutscher Arbeiterkongress wurde für den 27. September 1868 nach Berlin einberufen. Auf diesem Kongress wurden die ersten 9 deutschen Einzelgewerkschaften gegründet, die sich im Allgemeinen Deutschen Arbeiterschaftsverband zusammenschlossen.
In den einzelnen Gewerkschaften organisierten sich jeweils Berg- und Hüttenarbeiter; Metallarbeiter; Hand- und Fabrikarbeiter; Färber, Weber und Manifakturarbeiter; Schuhmacher; Bäcker; Buchbin-
der und Lederarbeiter; Holzarbeiter; Maurer. Publikationsorgan war „Der Social-Demokrat“.
Heute kann die Gewerkschaftsbewegung ihr 150. Jubiläum feiern.
Der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) war die erste Massenpartei der deutschen Arbeiterbewegung. Er wurde am 23. Mai 1863 in Leipzig von Ferdinand Lassalle (1825-1864) gegründet. Es war die Geburtsstunde der SPD.
Jugendweihe in Hamburg (Seite 20)
Die Teilnahme an den im März eines jeden Jahres stattfindenden Jugendweihen setzt nicht die Mitgliedschaft in irgendwelchen Organisationen voraus. Auch Kirchensteuerzahler können ihre Kinder an den Jugendweihen teilnehmen lassen, wenn sie ohne innere Bindung zum religiösen Dogma und kirchlichen Kult sind. Durchschnittlich 2000 Jugendliche nehmen in jedem Jahr teil. Seit 1946 waren es ingesamt 45 000.
Mit etwa 10 000 Angehörigen erleben die Jugendlichen alljährlich die feierlich gestalteten Jugendweihen in festlichen Räumen: Musikhalle, Haus der Jugend (Altona), Friedrich-Ebert-Halle (Harburg) u. a.
Den Jugendweihen gehen halbjährige Kurse voraus. Von Oktober bis März werden die vor der Schulentlassung stehenden Kinder auf die Jugendweihe vorbereitet. In Schulräumen und Jugendheimen finden die Zusammenkünfte statt. Dabei werden Probleme der Entwicklung und Kulturgeschichte, der Gemeinschaftsaufgaben der Menschen und die Verantwortung und Verpflichtung des einzelnen behandelt.
Auskunft erteilt: Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft „Jugendweihe“: 2 Hamburg 1, Kurt-Schumacher Allee 10 III., Zimmer 302, Fernruf 24 09 04. Sprechstunden: montags und donnerstags von 16 bis 18 Uhr.
Jugendweihe-Kurse im Winterhalbjahr 1968/69 in den Walddörfern
Farmsen, Schule Berner Heerweg 183, Freitag, 18.00 Uhr, Kursusleiter Friedrich Worthmann.
Berne, Volkshaus Saselheider Weg 6, Dienstag, 18.00 Uhr, Kursusleiter Hans Widderich.
Volksdorf, Schule im Allhorn, Donnerstag, 18.00 Uhr, Kursusleiter Hans Fischer.
Anmeldung an den Kursusabenden.
Anmerkung der Redaktion:
Auch in diesem Herbst beginnen wieder in vielen Stadtteilen Hamburgs Jugendweihe-Kurse. Beginn und Ort für die Kurse in Farmsen und Berne siehe Anzeige Seite 10 dieser Ausgabe.
Gemeinschaftsveranstaltung der Berner Vereine (Auszug Seite 21)
Zum Beginn der diesjährigen Theatersaison im Volkshaus Berne führte der Kulturring Berne e.V. wiederum die bunte Gemeinschaftsveranstaltung des Volkschores Berne, des FTSV Berne und der Berner Spielschar durch. Am 10. Oktober pünktlich um 20 Uhr hob sich der Vorhang vor dem fast vollbesetzten Saal.
Der Volkschor begann mit fünf Darbietungen für gemischten Chor.
Der Freie Turn- und Sportverein Berne glänzte anschließend mit einigen turnerischen Übungen am Pferd sowie ausgefeilten gymnastischen Tänzen, wobei die Darbietungen mit Bällen und Reifen einen gewissen Höhepunkt bildeten. Die erst kürzlich ins Leben gerufene Gruppe für Gemeinschaftstanz im FTSV bot in ihren bunten Trachten verschiedene Volkstänze, die durch Schnelligkeit und Reichtum in den einzelnen Figuren bestachen.
Der erheblich durch andere Sänger verstärkte Männerchor des Volkschores setzte das Programm fort. Vom russischen Volkslied bis zur modernen Ballade reichte der Bogen der Darbietungen. Ein Kanon und das gemeinsam vom Publikum und Frauen- und Männerchor gesungene Volkslied „Kein schöner Land in dieser Zeit“ beschlossen den ersten Teil des Abends.
Im zweiten Teil nach der Pause zeigte die Berner Spielschar das niederdeutsche Lustspiel „Plünnenhannes“ von Otto Karl Weise. Der Werkmeister Karl Mackeprang (Oswald Morgenstern) wußte den Beschauer schnell zu fesseln und legte zusammen mit seiner Frau Stine (Inge Kummernuß), seiner Tochter (Elke Mutz) und deren Bräutigamm (Dieter Rielk) einen plattdeutschen Schwank hin, wie ihn das Berner Publikum nun schon seit Jahrzehnten von der Berner Spielschar gewohnt ist. Es gab viel Beifall für die von Jürgen Arlt geleitete Aufführung.
Ein gelungener Abend, der sicher auch in Zukunft sein Publikum haben wird. H.W.
Anmerkung der Redaktion:
Der Kulturring Berne e.V. wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg als Kulturkreis Berne von der SPD gegründet und brachte Jahr für Jahr mehrere Veranstaltungen auf die Bühne des Vokshauses Berne. Schwerpunkt war dabei neben der niederdeutschen Spielschar Berne über Jahrzehnte das Altonaer Theater, das regelmäßig mit 6 Abonnement-Veranstaltungen im Volkshaus gastierte.
Aus der Bezirksversammlung (Auszug Seite 21)
Neu: Farenlandstieg
Im Kerngebietsausschuss haben wir inzwischen für eine neue Berner Straße wieder einen neuen Namen gefunden. Von der Straße Beim Farenland geht jetzt eine Stichstraße in das Gebiet der früheren Obstplantage von Zesterfleth. Rund 15 Eigenheime sollen hier entstehen. Ihre Adresse lautet: Farenlandstieg.
Anmerkung der Redaktion:
Zesterfleht ist eine deutsche Pflaumen- Sorte.
Ende der Zitate aus dem Berner Boten vom November 1968
Heiner Widderich