Zitate aus den Berner Boten vom Juli und August 1968
Juli 1968
Das Volkshaus ist wieder attraktiv (Auszug Seiten 1 und 2)
Das Volkshaus Berne bleibt, was es immer sein sollte. Ein Treffpunkt für Groß und Klein, der Mittelpunkt gesellschaftlichen und kulturellen Lebens in unserem Berne – eben ein Volkshaus in des Wortes echtester Bedeutung, so wie es unsere Väter einmal bauten und unter Opfern bis zum heutigen Tage erhielten.
Zwar heißt es im Verwaltungsdeutsch jetzt „Hamburg-Haus“ und wird auch gebührenmäßig als solches verwaltet. Einen Namen muss schließlich jedes Kind haben und uns soll es nicht stören, solange die eigentliche Zweckbestimmung nach wie vor erfüllt ist. Und das ist jetzt – endgültig und schriftlich verbürgt.
Früher, als es noch der „Gartenstadt“ gehörte, hatten die Berner einen klar erkennbaren Gesprächspartner.
1963 wurde es an die Hansestadt verpachtet und vor gut einem halben Jahr setzte die Finanzbehörde einheitlich für alle „Hamburg-Häuser“ in Hamburg einen Gebühren-Katalog in Kraft. Der grundlegende Fehler war hierbei, dass alles über einen Leisten geschlagen und weder Rücksicht auf die bescheidene Ausstattung noch auf sonstige Eigenarten des Volkshauses genommen wurde.
Der ehrenamtliche Verwaltungsausschuss des Volkshauses nahm den Kampf auf. Die Behörden boten von sich aus eine Übergangsregelung an und waren daran interessiert, so schnell wie möglich Klartisch zu machen. Wir haben erreicht, dass für die kleineren Nebenräume des Volkshauses eine besondere Preisgruppe geschaffen wurde, die es auch kleinen und finanzschwachen Vereinen ermöglichte, für stündlich eine Mark dort zu tagen.
Und schließlich mussten wir an unsere Berner denken, die es gewohnt waren, im Volkshaus ihre Jugendweihen und Hochzeiten zu feiern. Diese Fälle mussten wir besonders plastisch schildern, denn diese Art der Benutzung ist einmalig in ganz Hamburg – liegt aber in der Tradition dieses Volkshauses begründet.
Wir haben auch hierbei gesiegt und die Kosten konnten wir derart gestalten, dass sie die Haushaltskasse einer Familie nicht sprengen.
Hier hat sich deutlich gezeigt, wie wichtig ein ehrenamtliches Gremium wie der Verwaltungsausschuss für das Volkshaus ist. Ohne unsere Stimmen, die wir in diesem Ausschuss (sehr laut) erhoben haben, hätte das Volkshaus künftig leergestanden. Jetzt kann und soll es wieder von allen Bernern gern benutzt werden.
Walter Krug, Bez.-Abgeordneter
Anmerkung der Redaktion:
Der Autor Walter Krug (SPD) war der Mitbegründer des Berner Boten im Jahre 1951, und wurde erstmals 1966 in die Bezirksversammlung Wandsbek gewählt. Beruflich war er Redakteur bei der Hamburger Morgenpost.
Verwaltungsausschuss für das Volkshaus
Der beratende Verwaltungsausschuss für das Volkshaus Berne wurde alle vier Jahre (zuletzt am 18. August 1966) von der Bezirksversammlung Wandsbek gewählt. Dem siebenköpfigen Ausschuss gehörten an: Grete Hauto, Mariechen Santjer, Rolf Hannemann, Walter Krug und Heiner Widderich für die SPD und als CDU-Vertreter Klaus Francke und Oswald Meinhold.
Den CDU-Abgeordneten haftete als Handicap allerdings die Tatsache an, dass sie beide nicht in Berne wohnten und kaum eine Beziehung zum Volkshaus hatten.
Das Volkshaus Berne
Das Volkshaus Berne am Saselheider Weg wurde in den Jahren 1928/29 von der Gartenstadt Hamburg e.G.m.b.H. als Gemeinschaftshaus und Mittelpunkt der Berner Gartenstadtsiedlung für 70.000 Reichsmark durch den Umbau eines Stallgebäudes des ehemaligen Gutshofes errichtet. Die Einweihungsfeier fand am 23. März 1929 statt.
Seine heutige Gestalt erhielt das Volkshaus durch eine Sanierung und Erweiterung im Jahre 1959.
Am 1. Mai 1963 wurde das Volkshaus an die Freie und Hansestadt Hamburg verpachtet.
Nach Aufgabe durch die Stadt übernahm der tus Berne das Volkshaus am 1. Juni 2003 als „Sport- und Kulturzentrum Volkshaus Berne“.
Willy Brandt
Zum Tode von Robert Kennedy (Auszug Seiten 4)
Mit tiefer Bestürzung haben wir die Nachricht von dem Ableben Robert Kennedys vernommen. Bis zum letzten Augenblick hatte sich die Hoffnung darauf gerichtet, dass es der Kunst der Ärzte gelingen möge, sein Leben zu erhalten.
Robert Kennedy hat in der Regierung seines Bruders als Justizminister eine hervorragende Rolle gespielt und wurde danach mit großer Mehrheit als Senator von New York gewählt.
Ein grausames Schicksal hat diesen Mann, der sich schon in jungen Jahren der politischen Verantwortung in starker persönlicher Hingabe verschrieben hatte, aus dem Leben gerissen. Er ist seinem unvergessenen Bruder, dem Präsidenten Kennedy, auf diese tief tragische Weise gefolgt. Mitten im Ringen um das höchste Staatsamt, bei dem ihm gerade in den letzten Tagen in Kalifornien viel Sympathie und Vertrauen seiner Landsleute entgegenschlug, hat ihn der Mordanschlag ereilt.
Dieser Anschlag ist so sinnlos wie jede Gewalttat sinnlos ist; aber seine Folgen wiegen schwer. Amerika ist um eine kraftvolle politische Begabung ärmer geworden. Wir verneigen uns in Ehrfurcht vor dem Toten.
In dieser Stunde gilt unsere Anteilnahme und unser aufrichtiges Mitgefühl vor allem Frau Ethel Kennedy und ihren Kindern sowie der ganzen Familie Kennedy, die nun zum wiederholten Mal von einem schrecklichen Schicksalsschlag heimgesucht worden sind.
Anmerkung der Redaktion:
Robert Kennedy (* 20. November 1925 ; † 6. Juni 1968), war der jüngere Bruder des ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy und fiel am 5. Juni 1968 in Los Angeles einem Attentat zum Opfer. Der Attentäter, der palästinensische Einwanderer Sirhan Sirhan (Jahrgang 1944), sitzt nach seiner Verurteilung seine lebenslange Haft noch immer ab. Als ein Motiv für das Attentat wird seine Empörung über betont israelfreundliche Äußerungen Kennedys angenommen.
Hamburg entgiftet die „städtische Natur“ (Auszug Seite 4)
… zum Schutz der Kinder – Auch für Gartenbesitzer interessant
Sommer für Sommer berichtet die Presse in Schlagzeilen von Kindern, die nach dem Genuss giftiger oder unbekömmlicher Früchte erkrankten – Grund genug für Hamburgs Gartenbauamt bei Parks und Grünanlagen sowie bei den 384 öffentlichen Kinderspielplätzen die Anpflanzungen unter die Lupe zu nehmen. Das Ergebnis sorgfältiger Nachforschungen dürfte auch für jeden Besitzer eines Gartens, in dem kleinere Kinder tollen, interessant sein.
Den Überängstlichen zur Beruhigung:
Pharmazeutisch gesehen gedeihen in unseren Breiten zwar nicht allzu viele völlig giftfreie Pflanzen, doch meist verursacht nur der Genuss einer Überdosis von Früchten, Beeren, Blättern oder Samen ernsthafte Vergiftungen, so etwa bei der Buchecker mit ihrem beträchtlichen Anteil an Zyan.
Die Liste derjenigen Gehölzarten, die in Hamburgs städtischen Grünanlagen nicht mehr angepflanzt werden sollen, weil sie je nach Natur ihrer Giftstoffe Erbrechen, Magenbeschwerden, Hautreizungen, A-temstörungen und mancherlei andere Beschwerden verursachen, ist lang und enthält eine ganze Reihe beliebter Pflanzen. Hier nur einige besonders bekannte, vor denen gewarnt wird: der Seidelbast ist darunter, dessen Früchte tödliche Vergiftungen verursachen können, die Samen und Hülsen des Goldregens, die für Tiere giftige Lavendelheide und die Schneeball-Beeren, die Blätter der Eibe und des Wachholders und die Liguster-Beeren.
Anmerkung der Redaktion:
Wer Genaueres wissen will, geht ins Internet. Dort findet er u. a. die offizielle Liste giftiger Pflanzenarten unter https://www. giz-nord.de/cms/index.php/liste-giftiger-pflanzenarten.html die das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit am 17. April 2000 im Bundesanzeiger neu veröffentlicht hat.
Ende der Zitate aus den Berner Boten vom Juli und August 1968
Heiner Widderich (Berner Bote, Juli/August 2018)