Zitate aus dem Berner Boten vom Mai 1968
Adalbert Höhne, Vorsitzender des DGB in Hamburg: Zum 1. Mai Gewerkschaften und Demokratie (Auszug Seiten 1 und 2)
Für jeden einsichtigen Bürger der Bundesrepublik ist die Leistung der deutschen Gewerkschaften nach dem letzten Kriege beim Wiederaufbau eines demokratischen Staatswesens sichtbar. Die Gewerkschaften haben in ihrer über 100jährigen ereignisreichen Geschichte immer für Demokratie und Freiheit und Menschenwürde gekämpft. Sie können nur in einem freiheitlichen demokratischen Staat erfolgreich arbeiten.
Bittere Erfahrungen haben die Gewerkschaften gelehrt, wachsam allen antidemokratischen Kräften gegenüber zu sein und notfalls mit Einsatz ihrer ganzen Kraft für diese Freiheit zu kämpfen.
Einheitsgewerkschaften
Der DGB mit seinen 16 Gewerkschaften ist parteipolitisch und weltanschaulich unabhängig. In ihm organisieren sich Arbeiter, Angestellte und Beamte, gleich welcher politischen und weltanschaulichen Zugehörigkeit sie sind. Diese Einheitsgewerkschaft besteht erst seit 20 Jahren.
Einfluß auf die Innenpolitik
Selbstverständlich ist der DGB bemüht, die parlamentarischen, politischen Entscheidungen in Deutschland im Interesse seiner 6,5 Millionen Mitglieder zu beeinflussen. Er tut das auch aus seiner Verantwortung gegenüber diesem sozialen Rechtsstaat.
Mitarbeit von Gewerkschaftern in den Parteien und Parlamenten
Es ist verständlich, dass die gemeinsame Entwicklung der Arbeiterbewegung die Gewerkschaften an die Sozialdemokratische Partei mehr bindet, als an andere Parteien in Deutschland. Hier in Hamburg sind wir an den politischen Entscheidungen durch Mitarbeit in der SPD beteiligt, und wir helfen mit, dadurch, dass wir Abgeordnete im Parlament sind, für das Wohl der Hamburger zu sorgen. Die SPD ist die einzige Partei in Deutschland, die sich der Arbeitnehmerinteressen annimmt. Ihre lange geschichtliche Tradition verpflichtet sie dazu.
Konzertierte Aktion
Erstmalig haben wir in unserer Bundesrepublik einen Wirtschaftsminister, der in seinem Programm Wachstumspolitik und Vollbeschäftigung zu seinem Schwerpunkt gemacht hat. Nicht mehr das sogenannte freie Spiel der Kräfte ist das Leitbild wirtschaftspolitischer Entscheidungen. Die Arbeitslosigkeit geht zurück. Die Gewerkschaften haben die Maßnahmen des Bundeswirtschaftsministers Prof. Schiller weitestgehend unterstützt.
Gewerkschaften und Unorganisierte
Leider ist es bisher den Gewerkschaften nicht gelungen, trotz ihrer erfolgreichen Arbeit – und hier erinnere ich an die Arbeitszeitverkürzung, an mehr Urlaub, an Urlaubsgeld, an Lohn- und Gehaltserhöhungen – alle Arbeitnehmer zu überzeugen, Mitglied in einer Gewerkschaft zu werden. Kein Arbeitnehmer ist heute in der Lage ohne Schutz und Sicherheit, ohne Solidarität aller, seine Situation entscheidend zu verändern. Nur starke Gewerkschaften erreichen Abkommen, die den Arbeitnehmer absichern bei Rationalisierungs- und Automationsinvestitionen im Betrieb.
Mitbestimmung
Wir – die Arbeitnehmer – wollen mitentscheiden in den Betrieben. Nicht nur ein kleiner Teil unseres Volkes darf Entscheidungen treffen, die eine Mehrheit in ihren wirtschaftlichen Existenzfragen berührt. Mitbestimmung soll die Arbeit dem Kapital gleichstellen, soll die betrieblichen Entscheidungen so beeinflussen, dass sie auf den Menschen Rücksicht nehmen, denn es geht um den Menschen in dieser Wirtschaft, in diesem Staat, in unserer Demokratie.
Anmerkung der Redaktion:
Adalbert Höhne (1928-1976), Gewerkschafter und Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft von 1966-1976 für die SPD.
Von 1964-1969 war er Vorsitzender des DGB Freie und Hansestadt Hamburg, danach ab November 1969 Geschäftsführer der gewerkschaftseigenen Wohnungsbaugesellschaft Neue Heimat Nord.
Karl Schiller (1911-1994)
Von 1946-1957 war er Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft und von 1965-1972 Mitglied des Deutschen Bundestages.
Von 1966-1972 war er erster sozialdemokratischer Bundesminister für Wirtschaft und von 1971-1972 zusätzlich Bundesminister der Finanzen.
Aus der Bezirksversammlung (Auszug Seiten 4 und 5)
Berner Heerweg
Mit dem Bau des Sammlers Ost und dem anschließenden Neubau des Berner Heerweges beschäftigte sich die Bezirksversammlung in ihrer April-Sitzung. Anlass dazu war eine Anfrage über das Ausmaß der Verkehrsbeeinträchtigungen.
Wie schon im letzten „Berner Boten“ angekündigt, wird Mitte Mai von Farmsen kommend mit dem Bau des Sammlers Ost begonnen. Gleichzeitig wird von Berne aus der Berner Heerweg in Richtung Farmsen weitergebaut. Größere Umleitungen werden die Folge sein. Die Polizei plant, den überörtlichen Verkehr über Berner Allee/August-Krogmann-Straße umzuleiten. Der örtliche Verkehr soll über Neusurenland geleitet werden.
Wir sind nun der Auffassung, dass der ohnehin unfallanfällige Knoten Pezolddamm/August-Krogmann-Straße nicht noch mehr Verkehr schlucken kann, ohne dass wir länger auf eine Verkehrsampel verzichten können. Unsere Bestrebungen gehen dahin, im Zuge der Umleitung eine provisorische Lichtzeichen-Anlage zu erhalten, die solange bestehen bleibt, bis wir endlich die seit langem zugesagte endgültige Anlage erhalten.
Christian-Krone-Weg
Erfolgreich war ebenfalls der Vorschlag des ehrenamtlichen Ausschusses bei der Ortsdienststelle Farmsen-Berne, eine Straße in einem Neubaugebiet nach unserem verdienten Berner Christian Krone zu benennen. Der Kerngebietsauschuss hat einstimmig zugestimmt, eine Nebenstraße des Kupferdammes in Farmsen „Christian-Krone-Weg“ zu nennen.
Mit dem Malermeister Christian Krone ehren wir einen Mann, der sich sein Leben lang als ehrenamtlicher Vertreter der Bevölkerung für die Interessen Farmsen und Bernes eingesetzt hat. Seit 1926 gehörte er der Gemeindevertretung an, seit 1949 der Bezirksversammlung Wandsbek. Bis 1961 war er noch trotz hohen Alters im Ehrenamtlichen Ausschuss tätig.
Anmerkung der Redaktion:
Christian Krone (1878-1965)
Im Jahre 1972 wurde eine Nebenstraße des Kupferdammes in Farmsen nach dem langjährigen Gemeindevorsteher in Farmsen Christian Krone in „Kroneweg“ benannt, den es heute noch gibt. Dem
Vorschlag „Christian-Krone-Weg“ wurde nicht gefolgt.
Ende der Zitate aus dem Berner Boten vom Mai 1968
Heiner Widderich (Berner Bote, Mai 2018)