Am 13. Dezember 2021 erfolgte auf Einladung der Bezirksversammlung Wandsbek die symbolische Benennung des Ludwig-Baumann-Parks in der Jenfelder Au.
Im Beisein von interessierter Öffentlichkeit und Mitgliedern der Bezirksversammlung blickte Prof. Dr. Detlef Garbe, Vorstand der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte, auf das Leben des gebürtigen Hamburgers Ludwig Baumann zurück, der am 13. Dezember seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Baumann war Gründer und langjähriger Vorsitzender der Bundesvereinigung „Opfer der NS-Militärjustiz“ und selbst Betroffener von NS-Unrecht.
Am 30. Juni 1942 verurteilte ihn das Gericht des Marinebefehlshabers Westfrankreich in Bordeaux wegen „Fahnenflucht“ zum Tode. Er überlebte diverse Haftstätten und das Bewährungsbataillon. Ludwig Baumann setzte sich unermüdlich für die Rehabilitierung der Wehrmachtsdeserteure und für die Errichtung des „Gedenkortes für Deserteure und andere Opfer der NS-Militärjustiz“ in Hamburg ein. Er starb am 5. Juli 2018.
Bereits im September 2018 wandte sich das „Bündnis Hamburger Deserteursdenkmal“ mit einer Eingabe an die Bezirksversammlung Wandsbek, um Ludwig Baumann durch die Benennung einer öffentlichen Verkehrsfläche im Wohngebiet Jenfelder Au zu würdigen.
Der Kerngebietsausschuss hat sich in seinen weiteren Sitzungen mit diesem Vorschlag intensiv auseinandergesetzt und auch aufgrund einer angeforderten befürwortenden Stellungnahme des Staatsarchivs im Januar 2019 vorgeschlagen, eine noch unbenannte und durch das Bezirksamt zu gestaltende Freifläche im Wohngebiet Jenfelder Au in der Nähe der Kurt-Oldenburg-Straße als „Ludwig-Baumann-Park“ zu benennen. Dies wurde damals einstimmig vom Kerngebietsausschuss beschlossen.
Die Umsetzung dieses Beschlusses wurde mit einer Ruhefrist bis Mitte 2020 versehen, da die Benennungsbestimmungen eine Zweijahresfrist nach dem Tode einer Person vorsehen, nach der frühestens einer Benennung von öffentlichen Flächen nähergetreten werden kann. Das Verfahren wurde im Juni 2021 durch die Bezirksversammlung Wandsbek wieder aufgegriffen und der Beschluss bekräftigt. Die Verwaltung wurde gebeten, den Benennungsvorschlag wieder aufzunehmen und verwaltungsintern voranzutreiben. Die vorgesehene Fläche im Dreieck zwischen Charlotte-Mügge-Weg, Zur Jenfelder Au und Kurt-Elvers-Weg wird ab nächstem Jahr vom Bezirksamt zu einer öffentlichen Grünfläche mit Spielplatz umgebaut – in diesem Zusammenhang soll es im Zuge der Einweihung der dann neu gestalteten Freifläche im Frühjahr 2023 zur offiziellen Benennung in Ludwig-Baumann-Park kommen.
André Schneider, Vorsitzender der Bezirksversammlung Wandsbek: „Mit den Benennungen erinnern wir an Menschen, die sich in Zeiten von Unterdrückung, Unrecht und Verbrechen gegen die Menschlichkeit mit ihrem Tun dagegen gestellt haben, die Widerstand geleistet haben, selbst Unrecht oder gar den Tod erlitten haben oder sich nach Ende des NS-Regimes für Aufklärung und Hilfen für die Opfer eingesetzt haben.
Mit dem Ludwig-Baumann-Park schaffen wir eine besondere Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft: Wir ehren einen Menschen, der selbst Opfer der NS-Militärjustiz wurde, sich für die Rehabilitierung seiner Schicksalsgenossen eingesetzt hat und erfolgreich war. Als gebürtigem Hamburger steht ihm der Dank der Stadt Hamburg für sein Engagement zu.
An dieser Stelle werden sich zukünftig junge Familien mit Kindern aufhalten – ihnen wird dann Gelegenheit gegeben, sich mit der besonderen Geschichte dieser Siedlung, der Menschen, die wir durch Benennungen ehren, und den vielfachen historischen Verknüpfungen, die sich hier kreuzen, auseinanderzusetzen. Nicht als Belastung oder Belehrung – als Chance für das gemeinsame Gestalten des demokratischen Gemeinwesens und für Frieden und Freiheit.“
Beitragsbild: Prof. Dr. Detlef Garbe, Peter Pape, Hans-Joachim Klier, André Schneider (v.l.n.r)
1 thought on “Ludwig-Baumann-Park symbolisch benannt”
Comments are closed.