Das stand im Berner Boten vor 50 Jahren (Mai 1969)
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Farmsen-Berne vor fünfzig Jahren.
+++ Hans-Jürgen Wischnewski: Die SPD und die Jugend +++ Aus der Bezirksversammlung: Bebauungsplan Farmsen/Berne 9, Schule An der Berner Au an der Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit +++
Zitate aus dem Berner Boten vom Mai 1969
Die SPD und die Jugend (Auszug Seiten 1 und 2)
Gar nicht einmal so selten wird der sozialdemokratischen Partei vorgeworfen, sie habe ein gebrochene Verhältnis zur Jugend, insbesondere zur Jugend in den eigenen Reihen.Dieser Vorwurf mag daraus resultieren, dass in der Presse zuweilen über lebhafte Auseinandersetzungen zwischen Gruppen junger Menschen und Repräsentanten unserer Partei berichtet wird. Solche Auseinandersetzungen gibt es. Aber der Schluss, den unsere Kritiker – insbesondere die schadenfrohen von rechts, die ihre Jugendorganisationen viel strammer „im Griff“ haben – aus diesem Tatbestand ziehen, ist falsch. In einer demokratischen Gesellschaft und einer demokratischen Partei sind Auseinandersetzungen nicht gleichzusetzen mit einem gebrochenen, sondern mit einem lebendigen Verhältnis.
Die Jugend ist in den letzten zwei Jahren politischer geworden. Und das bedeutet zweierlei: Sie ist zu stärkerem Engagement bereit für eine Sache, die sie vertreten kann, sie ist kritischer geworden gegenüber Entwicklungen, die eine weitere Demokratisierung unserer Gesellschaft verhindert. Das Engagement dieser jungen Menschen kann man nicht für diese Gesellschaft fruchtbar werden lassen, wenn man die Jugend an der politischen Mitverantwortung hindert. Und die Kritik dieser Jugend kann man nicht auslöschen, wenn man sich ihr entzieht.
Aus wahltaktischen Gründen wäre es sicher sehr bequem, den Diskussionen mit der Jugend auch innerhalb der eigenen Partei aus dem Wege zu gehen, denn es liegt auf der Hand, dass diese oft harten Auseinandersetzungen um die bisherige Politik, um die zukünftige Linie nicht immer besonders werbewirksam sind. Aber wir können von den um unsere Gesellschaft besorgten Menschen nicht verlangen, dass sie der besseren Optik wegen ihre Überlegungen unterdrücken. Das ist erst dieser Tage wieder in einem Beschluss der Jungsozialisten deutlich geworden:
„Bei der Bundestagswahl 1969 geht es darum, den konservativen und reaktionären Kräften, die sich jeder Reform entgegenstellen und eine Politik im Interesse einer kleinen Minderheit betreiben eine Niederlage zu bereiten. Deshalb muss alles getan werden, um die SPD bei der Bundestagswahl zur stärksten politischen Kraft in der Bundesregierung zu machen.“ Aber in dem Beschluss heißt es auch: „Kritik an Entscheidungen der Partei und Fraktion kann durchaus zur Glaubwürdigkeit und Attraktion der Partei beitragen.“ Ob dieser Satz wirklich zutrifft, mag dahingestellt bleiben. Richtig ist auf jeden Fall, dass wir nicht mehr in Zeiten leben, in denen blinde Gefolgschaft verlangt wird, sondern in einer Gesellschaft, in der jeder denkende Mensch zur Mitverantwortung aufgefordert ist. Dieses Prinzip gilt nicht nur innerhalb der Parteien, sondern für alle Bereiche der Gesellschaft: Politiker, Universitätsprofessoren und Pädagogen haben sich daran gewöhnen müssen, dass sie in einer permanenten Auseinandersetzung mit der Jugend stehen.
Hans-Jürgen Wischnewski
Bundesgeschäftsführer der SPD
Anmerkung der Redaktion:
Hans-Jürgen Wischnewski (1922-2005) Spitzname „Ben Wisch“. Erhalten durch Willy Brandt aufgrund seiner guten Kontakte in den arabischen Raum.
Der SPD gehörte er seit 1946 an. Von 1959 -1961 Bundesvorsitzender der Jungsozialisten. Bundesgeschäftsführer der SPD von 1968-1972. Mitglied des Deutschen Bundestages von 1957-1990. Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit von 1966-1968. Staatsminister im Auswärtigen Amt von 1974-1976 und Staatsminister im Bundeskanzleramt von 1976-1979.
Einer größeren Öffentlichkeit wurde er im Zusammenhang mit den Verhandlungen zu den Terroranschlägen bekannt. Unter anderem folgte er im Auftrag von Bundeskanzler Helmut Schmidt der entführten Lufthansa-Maschine „Landshut“ im Oktober 1977 und führte als Sonderbeauftragter der Bundesregierung Verhandlungen in Mogadischu (Somalia), wo er erreichte, dass die GSG 9 die Maschine stürmen durfte.
Aus der Bezirksversammlung (Auszug Seite 15)
Die Bezirksversammlung Wandsbek stimmte am 17. April dem neuen Bebauungsplan Farmsen/Berne 9 zu. Er sieht für das Gebiet südlich des Roten Hahn bis heran an das Landschaftsschutzgebiet eine verdichtete Bebauung vor.
Verdichtung ist heute das Schlagwort der Städteplaner. So hat man auf der Meiendorfer Seite mit Hochhäusern und mehrgeschossigen Zeilen an der Saseler Straße „verdichtet“, so will man am Roten Hahn rund 300 neue Wohnungen in bis zu neungeschossigen Bauten errichten.
Der zu erwartende Zugang von 300 Familien mit rund 120 Kindern zwingt die Schulbehörde und uns Abgeordnete auch, die Schulbaukonzeption einer sorgfältigen Prüfung zu unterziehen. Bislang haben wir uns glücklich gepriesen, dass uns mit den Schulen Linaustraße und Thomas-Mann-Straße keine akuten Sorgen drücken. Lediglich die Schule An der Berner Au ist heute schon bis an die Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit belastet.
Für die SPD-Fraktion habe ich daher der Schulbehörde noch einmal nachhaltig den Rücken gestärkt, damit die geplante neue Volksschule am Berner Heerweg/Ecke Neusurenland auch tatsächlich termingerecht begonnen wird. Eines Tages ,wenn der Babyberg überwunden ist, wird diese Schule einen Ersatz für die alte Schule am Farmsener Bahnhof darstellen.
Wir sind uns aber auch darüber klar, dass die neuen Schulkinder vom Roten Hahn nicht auf die Fertigstellung der Schule am Neusurenland warten können, sondern dass bei den Schulen An der Berner Au und Thomas-Mann-Straße noch je ein Schulpavillon aufgestellt werden muss.
Zwei dieser Pavillons mit je zwei Klassenräumen werden in nächster Zeit auch noch in Berne montiert, und zwar zwischen Jugendheim und Gemeindehaus. Sie werden die ABC-Schützen aufnehmen, die bislang im Jugendheim untergekommen waren, denn die Intensivierung der Jugendarbeit zwingt die Jugendbehörde, diese Räume von der Schule zurückzufordern.
Walter Krug, Bez.-Abg.
Anmerkung der Redaktion:
Der Autor Walter Krug (SPD) war der Mitbegründer des Berner Boten im Jahre 1951, und wurde erstmals 1966 in die Bezirksversammlung Wandsbek gewählt. Beruflich war er Redakteur bei der Hamburger Morgenpost.
Ende der Zitate aus dem Berner Boten vom Mai 1969 Heiner Widderich
Monatszeitschrift für Farmsen-Berne und Umgebung, Mai 2019
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