Zitate aus dem Berner Boten vom September 1968
100 neue Wohnungen am Birckholtzweg bezogen (Seite 1)
Zwischen dem 1. Juli und dem 1. August wurden bereits 66 Wohnungen des großen Blocks (Birckholtzweg 17-21) bezogen. Die Mieter des kleinen Blocks (Birckholtzweg 15) müssen sich noch etwas gedulden, aber Mitte September ist es auch für sie soweit, dass sie ihr neues Heim beziehen können. Beide Blocks wurden von der Gartenstadt Hamburg erbaut.
Der BERNER BOTE begrüßt alle neuen Bewohner Bernes recht herzlich und hofft, dass sie sich alle schnell einleben und wohlfühlen werden. Der BERNER BOTE wird von jetzt an – wie bereits schon bei 7000 anderen Haushalten in und um Berne – auch bei Ihnen regelmäßig einmal im Monat von ehrenamtlichen Helfern kostenlos ins Haus gebracht. Wir werden uns bemühen, unseren bescheidenen Anteil dazu beizutragen, dass Ihnen Berne schnell zur neuen Heimat wird.
Aber das Bauen in und um Berne hat mit der Fertigstellung dieser rund 100 Wohnungen noch nicht seinen Abschluss gefunden. Wenn die letzten Bewohner am Birckholtzweg eingezogen sind, werden nicht nur die Bauarbeiten am neuen Berner Heerweg und am Sammler Ost ein gutes Stück vorangekommen sein, sondern auch ein neues Wohnungsbauvorhaben der Gartenstadt Hamburg wird dann zwischen der Saseler Straße, dem Kriegkamp und der U-Bahn Gestalt annehmen. Hier werden ein 12-geschossiges Hochhaus mit 144 öffentlich-geförderten Wohnungen und zwei 4-geschossige Blocks mit zusammen 64 freifinanzierten Wohnungen entstehen. Die gute Verkehrslage – nur etwa 7 Minuten Fußweg bis zum U-Bahnhof Berne – werden diese über 200 Wohnungen besonders attraktiv machen. Die Gartenstadt Hamburg betritt mit diesem Bauvorhaben Neuland, denn für sie ist es das erste Hochhaus, das in ihrem Auftrag erstellt wird. H.W.
Es ist geschafft (Seite 4)
64 Mieter eines Altbaus in München – meistens ältere Menschen – erhalten einen freundlichen Brief. Er teilt ihnen mit, dass der Wohnblock den Eigentümer gewechselt hat. Die neuen Eigentümer wollen aber etwas für die Mieter tun. Es werden eine Zentralheizung und schallschluckende Wände eingebaut. Geduldig ertragen die Mieter monatelang den unsagbaren Dreck und Lärm, denn bald werden sie es ja besser haben.
Doch dann kommt das jähe Erwachen. Ihnen wird nach Beendigung der Arbeiten mitgeteilt, ihre Mietwohnung würde als Eigentumswohnung verkauft. Sie müssten sie also für 60 000 DM kaufen oder ausziehen. Welche Schweinerei, werden Sie sagen. – Doch nicht neu. Ich kämpfe seit einem Jahr gegen ähnliche Gangstermethoden in Hamburg und habe bereits vor Monaten einen Gesetzentwurf im Bonner Bundestag eingebracht, der derartigen Spekulanten das Geschäft verderben soll. Die SPD-Bundestagsfraktion hat sich inzwischen meiner Initiative angeschlossen. Wir werden nun sehen, ob sich die anderen Parteien entschließen können, uns bei der Annahme dieses Gesetzentwurfes zu helfen.
Ich mache mir da einige Sorgen, denn bisher haben einzelne von mir angeschriebene Hamburger Abgeordnete der CDU beharrlich geschwiegen. Sollten sie die Versprechungen vergessen haben, die auch sie den 350 aufgebrachten Mietern in Fuhlsbüttel gegeben haben? Sollten sie schweigen, weil einige Hauseigentümer gegen meinen Gesetzentwurf sind? Ich werde auf Antwort drängen, denn wir brauchen die Stimmen anderer Abgeordneter, da die SPD allein in Bonn leider nicht die Mehrheit hat.
Ein letztes persönliches Wort. Ich bin stolz darauf, die Lösung dieses Problems so weit vorangebracht zu haben. Damit habe ich gegenüber den bedrängten Bürgern in Hamburg mein Wort gehalten. Doch auch meine Mitstreiter unter den Hamburger Bürgern können stolz sein. Ihre moralische Unterstützung hat mir sehr geholfen. Lassen Sie uns weiter Seite an Seite gegen Ungerechtigkeit und Ausbeutung kämpfen. Wir können uns dabei aufeinander verlassen.
Ihr Hans Apel, Bundestagsabgeordneter
Anmerkung der Redaktion:
Hans Apel (1932-2011) trat aus Protest gegen die Wiederaufrüstung 1955 in die SPD ein.
Von 1965-1990 war er Mitglied des Deutschen Bundestages als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Hamburg-Nord.
Von 1974-1978 war er Bundesminister der Finanzen und von 1978-1982 Bundesminister der Verteidigung.
50 Jahre Gartenstadt Hamburg (Seite 3)
Am 25. März 1969 wird das gemeinnützige Wohnungsunternehmen Gartenstadt Hamburg e.G.m.b.H. 50 Jahre alt. Der Vorstand der Genossenschaft bittet alle alten Mitglieder um Unterstützung bei der Zusammenstellung des Lebenslaufes der Gartenstadt. Wer noch alte Fotografien, Schriftstücke oder Landkarten aus der Zeit kurz vor der Gründung oder von 1919 bis etwa 1930 in seinem Besitz hat, wird gebeten, diese Dokumente aus der Gründungszeit entweder im Büro der Gartenstadt, Plattenfoort 2 oder direkt bei Heiner Widderich, 2 Hamburg 72, Kuhkoppel 1, abzugeben. Eine pflegliche Behandlung der Erinnerungsstücke und deren Rückgabe nach einer entsprechenden Auswertung wird selbstverständlich zugesichert.
Anmerkung der Redaktion:
Das ist alles 50 Jahre her und die Wohnungsgenossenschaft Gartenstadt Hamburg wird nunmehr am 25. März 2019 bereits 100 Jahre alt.
Ende der Zitate aus dem Berner Boten vom September 1968
Heiner Widderich